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Hanna Buiting, Jahrgang ’92, lebt in Berlin und arbeitet dort und anderswo als freie Autorin und Referentin für Kreatives Schreiben. Dabei sucht sie oft nach neuen Worten für alte, vertraute Botschaften und erzählt vor allem im Netz Geschichten von Gott in dieser Welt. Ihr gefällt der Gedanke, dass wir alle Teil einer Erzählgemeinschaft sind, mit viel Vergangenheit, aber noch mehr Zukunft. Damit auch andere das (wieder-)entdecken und ihre*seine Geschichten (weiter)-erzählen können, eröffnet sie Wortwerkstätten und Schreibräume – am Meer und in den Bergen, in der Stadt, auf dem Land, analog und digital.

 

 

 
   
 

 

 

 

Was ist deine Motivation, im Netz Fragen nach dem Sinn des Lebens zu stellen?

Sollte ich einen alternativen Begriff für Social Media nennen, ich wählte das Wort „Resonanzraum“. Denn so empfinde ich Instagram, Facebook und Twitter vor allem: Als einen Raum, in dem ich Resonanz­erfahrungen mache. Ich erlebe dort einen Widerhall, merke: Da kommt etwas zurück. Signale werden nicht nur aus einer Richtung gegeben. Alles ist miteinander vernetzt und verwoben. Alles schwingt, nichts schweigt. Und ich bin mitten drin. Und zwar ganz gleich, in welcher Rolle ich mich gerade befinde, ob ich Senderin oder Empfängerin bin, Content Creator oder Konsumentin. Die Grenzen dazwischen ver­schwimmen ohnehin. Ich lese, schreibe, höre, teile, stimme zu und widerspreche. Ich lasse mich inspirieren und informieren, und manchmal auch einfach nur berieseln.

Jedenfalls gilt immer: Ich finde meinen Platz in diesem Raum. Fülle ihn mit dem, was ich gerade brauche. Besonders oft mit meinen Fragen. Den kleinen: Wie backt man ein Sauerteigbrot? Welche Musik macht mich tanzend? Wie heißt das neue Buch von Carolin Emcke? Und den großen: Worauf lohnt es sich zu hoffen? Warum lässt man Menschen im Mittelmeer ertrinken? Bis wohin reicht der Himmel?

Meine Erfahrung ist: Diese Fragen bleiben im Netz nicht ohne Antwort. Und dabei muss ich sie nicht mal unbedingt laut stellen. Es reicht, mit einer Frage in diesen Raum hineinzugehen und dann zu sehen: Alles ist da. Rezepte, Bilder, Bücher, Musik, Ahnungen und Ideen. Aber auch Abgründe und Ablehnung. Manchmal ist es herausfordernd, von der Fülle dieses Raumes nicht erdrückt zu werden. Sondern zu sortieren, zu differenzieren, auszuwählen: Was bringt mich wirklich weiter? Was schenkt mir eine neue Perspektive? Wo lohnt es sich, umzudenken oder die Frage besser nochmal anders zu stellen?

Entscheidend für meine Motivation, mich trotz dieser Herausforder­ungen, die es ohne Zweifel gibt, immer wieder in diesen Raum hinein­zubegeben, ist das tragende Gefühl von Vernetzung und Verbundenheit, das ich dort empfinde. Weil ich mich genau danach sehne. Weil ich nicht alleine bleiben will mit meinen vielen Fragen und meinem Kleinsein im großen Weltgefüge. In den sozialen Medien erfahre ich: Ich kann auf meinem Berliner Sofa liegen und mich gleichzeitig mit der Welt verbunden wissen. Menschen teilen meine Fragen und haben manchmal mindestens die Ahnung einer Antwort, die vielleicht irgendwann auch zum Teil meiner Antworten wird. Und gleiches gilt umkehrt: Indem ich meine Suche nach Sinn teile, anderen meinen Blick aufs Leben leihe, reicht auch ihr Blick plötzlich weiter, wird vielleicht weicher, durch­lässiger, offen für die Idee: Vielleicht gibt’s da noch mehr vom Leben zu erfahren, als wir so gemeinhin annehmen.

Das inspiriert mich. Tatsächlich bisweilen auch im lateinischen Ursprungs­sinn dieses Wortes: Durch das Betreten dieses Resonanz­raums erfahre ich „inspiratio“, eine nahezu spirituelle Kraft. Beseelung. Begeisterung. Guten Geist. Heiliges. Grenzenlos Verbindendes. Frischen Wind. Neuen Atem.

Er lässt mich anders weitergehen, das Leben weiter sehen.



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