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Timo Leßmöllmann ist Jahrgang 84 und seit über 15 Jahren Grafikdesigner. Seinen Master oft Arts hat er in England gemacht und dafür schon früh auf einem C64 kreative Dinge ausprobiert. Er verpasst keinen Hype im Internet und würde gerne Astronaut werden, wenn er mal groß ist. Das dauert aber noch, denn sein Twitter-Account feiert in diesem Jahr erst den 13. Geburtstag. Bis dahin bleibt die Raumfahrt eine große Leidenschaft, während er in seiner Freizeit das meistgelesene Tattoo-Magazin im deutschsprachigen Raum namens Feelfarbig leitet.

 

 
   
 

 

 

 

Woran bemisst du gute Influencer, und nach welchen Kriterien beurteilst du Influencer?

Ich komme aus einer sehr technikaffinen Familie, was dazu führte, dass ich mich seitdem ich denken kann, grundsätzlich erstmal für alles interessierte, was einen Stecker hat. Angefangen bei Computern über Smartphones bis hin zu Videospielkonsolen oder der Frage "Wie funktioniert überhaupt eine Mikrowelle?" Um sich vor allem die letzte Frage selbst beantworten zu können, gibt es seit Jahrzehnten etwas, für das man indirekt auch einen Stecker braucht: das Internet. Anfangs für Oma Ilse zu kompliziert und für Michael Müller zu dubios, hat sich das Internet heute zum vollkommenen Alltag für die Mehrheit der Menschen auf der Welt entwickelt. Und die Entwicklung durfte ich seit Mitte der 90er täglich mitverfolgen.

Wenn man sich früher noch in sogenannten Newsgroups und Foren mit Gleichgesinnten ausgetauscht hat, wandelte sich das Ganze später zu einer Flut an Blogs und heute zu den sozialen Medien, die jede:r von uns kennt. Mit den sozialen Medien entwickelte sich ein neue Ära: die Influencer:innen. Früher noch als "Meinungsmacher:innen" bezeichnet, sind diese eigentlich nichts anderes als berühmte Newsgroups-User:innen in den 90ern oder Blogger des frühen Web 2.0. Heute sind viele von ihnen die Popstars der Generation Y oder Z.

Allerdings haben sie ein großes Problem: ihren Ruf. Wenn man früher noch ein gewisses technisches Verständnis benötigte, um seine Meinung im Internet verbreiten zu können, reicht heute ALDI-Talk Guthaben und ein 1 €-Smartphone. Mit anderen Worten: Heute kann jede:r Influencer:in sein.

Das Tolle daran: Die Meinungsmacher:innen der Neuzeit gibt es für jedes Thema und Alter. Von Beauty über Freizeitparks bis hin zur Raumfahrt findet man Menschen, die mittlerweile Abonnent:innen in siebenstelliger Höhe informieren und entertainen.

Da Meinungsfreiheit grundsätzlich ein hohes Gut darstellt, ist es natürlich grundsätzlich erstmal etwas Positives, dass mittlerweile jede:r eine Meinung reichweitenstark vertreten kann. Doch Segen ist manchmal auch Fluch und wenn dann auch noch eine zu geringe Medienkompetenz der Konsument:innen dazustößt, haben wir ein wunderbares Rezept für sogenannte "Fake News".

Das große Problem ist, dass vieles in den sozialen Medien oft nur noch an der Anzahl der Follower:innen bemessen wird und nicht an der thematischen Kompetenz oder Qualität. Somit werden Influencer:innen kaum noch hinterfragt, was dazu führt, dass Meinungen für eine Million Rezipient:innen sehr schnell zum Fakt werden. Von der Marketing-Maschinerie dahinter mal ganz zu schweigen.

Sind Influencer:innen also nun alle per se böse oder gefährlich? Nein.

Es gibt sehr viele Menschen da draußen, die unfassbar tolle Inhalte produzieren, die dich entweder unterhalten, informieren oder dir gar etwas beibringen. Ich folge zum Beispiel einigen raumfahrtbegeisterten Menschen, die gewisse Themen für mich kompakt aufbereiten oder Neuigkeiten weitergeben, die ich mir sonst selbst mühselig zusammen­suchen müsste. Wenn sie für diese Arbeit dann am Ende des Tages nur für ihr eigenes Merchandise werben oder Sponsor:innen nennen, ist dies völlig legitim. Kaum jemand arbeitet gerne kostenlos.

Doch wie bei jedem Medium darf man auch hier niemals blind vertrauen – egal wie viele Follower:innen ein Account besitzt. Als einfaches Beispiel: Wenn mir von meinen Raumfahrt-Influencer:innen plötzlich jemand erzählen möchte, dass die Erde eine Scheibe ist, würde ich natürlich schneller entfolgen, als man "eine Million Abonnenten" sagen kann. Denn die nächsten Influencer:innen sind zum Glück nur einen Klick entfernt.

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