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Foto: Meli Wetzel,
meli-photodesign.de

 

Jacqueline Straub, 30 Jahre, hat katholische Theologie in Freiburg, Fribourg und Luzern studiert. Seit zehn Jahren setzt sie sich öffentlich für das Frauenpriestertum und Reformen in der römisch-katholischen Kirche ein. Sie arbeitet als Journalistin, Buchautorin und Referentin.

 
   
 

 

 

 

Frau Straub, Sie sind katholische Theologin, Autorin und Priesteranwärterin. Der britische Sender BBC hat Sie 2018 zu den 100 inspirierendsten und einflussreichsten Frauen der Welt gezählt. Auf den gängigen Social-Media-Kanälen haben Sie zusammen fast mehr als 10.000 Follower*innen. Sehen Sie sich selbst als kirchliche Influencerin? Wie sieht Ihre Glaubens­kommunikation online aus und wie wichtig sind Ihre Social-Media-Auftritte, um dem Amt als Priesterin immer näher zu kommen?

Wenn man es ganz genau nimmt, darf man sich erst Influencer*in nennen, wenn man pro Kanal über 10.000 Follower hat. Aber klar, ich transportiere Inhalte und versuche auch für die Menschen ansprechbar zu sein. Ich versuche eine Influencerin für die Kirche und für Gott zu sein – auch wenn meine Kritiker das natürlich so nicht sagen würden, da ich in ihren Augen „falsche Lehren“ (= Reformen) verbreite.

Ich schreibe Impulse, kurze Gebete oder wie mir Gott im Alltag begegnet. Ich nehme meine Follower mit zu meinen Auftritten und Vorträgen – und schreibe sehr deutlich, wie ich zu gewissen Themen stehe. Ich versuche zu zeigen, wie schön es ist, Christin zu sein und dass ich gerne katholisch bin – auch wenn nicht immer alles perfekt ist.

Ich glaube, dass die Social-Media-Kanäle immer wichtiger werden für die Glaubenskommunikation. Viele (gerade jüngere) Menschen gehen nicht mehr in die Kirche, eine spirituelle Sehnsucht verspüren sie aber dennoch. Die Sozialen Netzwerke sind die Orte, wo sie sich in ihrer Freizeit (oder auch berufsbedingt) aufhalten, dort tauschen sie sich mit Freunden aus. Es ist daher wichtig, dass Kirche auch dort ansprechbar ist und sich als Gegenüber zeigt. Das heißt, nicht moralisierend auftritt, sondern zeigt, dass sie am Menschen interessiert ist. Es gibt von einigen Bistümern bereits gute Formate auf Facebook und Instagram. Sie haben erkannt, wie wichtig es ist, in den Social Media zu sein. Auch von evangelischer Seite gibt es viele großartige Pfarrerinnen und Pfarrer, die online so authentisch zu ihrem Glauben stehen und die Menschen in ihren Alltag mit Gott mitnehmen.

Ich erreiche durch die Social Media natürlich Menschen, die sich für Reformen in der Kirche interessieren und die sich Frauen als Prie­ster­innen wünschen. Gleichzeitig begegnet mir auch immer wieder Wider­stand von Menschen, die das nicht gutheißen und mich als „Zerstörerin der Kirche“ ansehen, die direkt „in die Hölle kommt“. Das ist die andere Seite vom Präsenzsein in den Social Media. Darüber kann ich stehen, weil ich weiß, wie wichtig es ist, zu zeigen wie vielfältig Kirche eigentlich ist. Kirche ist nicht nur alt und männlich, sondern Kirche bin auch ich.

Ob Facebook und Instagram dazu beitragen, dass ich eines Tages Priesterin werden kann, sei dahingestellt. Aber was sicherlich zutrifft: Dadurch kann eine Diskussion entstehen, die eine ganz andere Dynamik hat - und bislang in der Kirche neu ist. Ich erlebe es selbst: Vor acht Jahren, als ich das erste Mal öffentlich sagte, dass ich Priesterin werden möchte, waren viele noch sehr zurückhaltend. Inzwischen sind immer mehr und mehr dafür und auch andere Frauen (Jung und Alt) trauen sich ihre Berufung auszusprechen.

Social Media kann etwas in Bewegung setzen: Man vernetzt sich, merkt, dass man nicht alleine ist, plant Aktionen und übt dadurch auch Druck auf die alteingesessenen Herrschaften aus, die jede Veränderung verhindern möchten.

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