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Text: Birte McCloy
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Birte McCloy ist Betriebswirtin, Unternehmensberaterin, Trainerin, Mediatorin und Moderatorin. Die Mittdreißigerin analysiert und strukturiert als Unternehmensberaterin seit 18 Jahren Prozesse und Entwicklungen in Unternehmen verschiedenster Größe, Organisationen,
Verbänden und kirchlichen Zusammenhängen. In Trainings begleitet sie Menschen in der Entwicklung ihrer Fähigkeiten (Führung, Softskills, Persönliche Wirkung).
Daneben ist sie häufig ehrenamtlich in Gemeinden unterwegs, um Ehren- und Hauptamtliche in Fragen der Gottesdienstgestaltung und Durchführung zu begleiten. |
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„Frau McCloy, Sie sind Unternehmensberaterin und Coach für Gottesdienste. Was müssen Sie Kirchenleuten immer wieder vermitteln, welche Fehler machen sie gerne, worin ähneln sie sich? Wie müssen sich Gottesdienste zukünftig sprachlich und inhaltlich wandeln, um wahr- und ernst genommen zu werden? Und wie erreicht Kirche, dass Glaubenskritische überhaupt an einem Gottesdienst teilnehmen und auch wiederkommen?“
Wer einen Gottesdienst plant, steht vor der Herausforderung, dass jeder Besucher ein Experte ist. Ein Experte in der Frage, wie der persönliche Zugang zu Gott und das eigene spirituelle Erleben besonders gut gefüllt werden kann. Je nach Gemeinde sitzen dann weniger, mehr oder viele Experten vor einem, die mit unterschiedlichen Erwartungen und Vorstellungen in den Gottesdienst gekommen sind. Oft kommt in dem Wunsch alle Erwartungen zu erfüllen, ein schräger Kompromiss heraus. Oder aus der Verzweiflung es nicht zu schaffen, bleiben Ausdrucksformen und Abläufe in der Tradition verhaftet.
Es scheint mir, dass das Ziel Gott zu begegnen, sein Wort zu hören, Gemeinschaft zu haben und miteinander auf dem Glaubensweg zu sein in unseren Zeiten häufig hinter der Stilkritik an der Veranstaltung oder auch an der Persönlichkeitskritik der handelnden Personen zurückbleibt.
Sicher, die Hör- und Sehgewohnheiten, die Erwartungen an eine Veranstaltung haben sich stark gewandelt und stellen neue Herausforderungen an Kirchen und Gemeinden. Wer einen heutigen Krimi, Unterhaltungsfilm oder gar Actionfilm mit den noch gar nicht so alten Hitchcock Klassikern vergleicht, bekommt einen Anhaltspunkt, welche Geschwindigkeit in Bild und Ton heute als Standard erwartet werden. Ein Gottesdienst scheint vielen – besonders Glaubenskritischen - dabei eine eher langsame wenn nicht gar langweilige Veranstaltung aus einer anderen Welt zu sein. Selbst für regelmäßige Kirchgänger zeichnet sich häufig eine komplett vorhersehbare Veranstaltung ab. Da ähneln sich Abläufe bis in Detail, Formulierungen können direkt mitgesprochen werden und die Elemente sind in ihrer Varianz scheinbar endlich.
Nun geht es nicht darum, auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen. Ein Gottesdienst ist kein Unterhaltungsprogramm. Es ist eine Veranstaltung, die von einer anderen Welt erzählt und einlädt, unsere Welt so zu gestalten, dass sie den Wünschen und Vorstellungen Gottes für uns Menschen immer ähnlicher wird.
Die Frage, was Menschen motiviert zu kommen und ob auch Glaubenskritische erreicht werden hängt dabei weniger an Formen, Abläufen und der Art der Liturgie. Es hängt vielmehr daran, ob eine Relevanz von Kirche und Gott für das Leben der Menschen deutlich wird. Und ob die Handelnden im Gottesdienst als Persönlichkeit erkennbar werden und authentisch sind. Wenn spürbar wird, dass das, was Menschen sagen in Übereinstimmung ist mit ihrem Handeln - dann lassen sich Gottesdienstbesucher interessieren, begeistern und herausfordern. Die Herausforderung ist es, die uns über uns selber, unser Leben und unseren Glauben ins Nachdenken bringt. Welche Dinge gut laufen und wo wir stolpern. Wie wir die Sinnfrage in unserem Leben beantworten und welche Sehnsucht wir haben. Diese und andere Fragen geben den Anstoß für Veränderung in unserem Leben.
Wer auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen ist, der lässt sich
von authentischen und echten Persönlichkeiten herausfordern, auch wenn die Form des Gottesdienstes anders ist als das persönliche Lieblings-Setting.
Natürlich können wir dennoch viel tun, damit wir in unseren Gottesdiensten - und diese selber - authentisch und von positiver Wirkung sind, denn darauf haben wir direkten Einfluss. Jeder kann sich also fragen, ob die Sprache, die er in der Kirche verwendet auch die ist, die er im Gespräch mit dem Nachbarn benutzt. Und ob die Kleidung, Körpersprache und Rhetorik angemessen sind. Eine Variabilität in Abläufen und Formen überraschen den Besucher, halten das Interesse im Geschehen und sorgen so für die gewünschte Aufmerksamkeit für unsere Botschaft.
Ich kenne unglaublich viele Menschen, die mit viel Herzblut, Engagement und Glauben genau diesen Weg versuchen zu gehen. Und ich bewundere und bin dankbar für jeden, der sich als Persönlichkeit zur Verfügung stellen mag und Menschen einlädt, Gott kennen zu lernen.
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