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Text: Benjamin Bertram

 

Benjamin Bertram, 1986 geboren in Steinfurt, studierte von 2006 bis 2013 Philosophie, katholische Theologie und Latein auf Lehramt an der Universität Münster. Seit 2011 engagiert er sich ehrenamtlich beim Hochschulradio "Radio Q" und war unter anderem im Vorstand, der PR und in der Ausbildung tätig. Seit 2012 ist er zusätzlich an der Fachhochschule Münster im Fachbereich Design eingeschrieben und arbeitet nebenher in einem Projekt zur Verbesserung der Lehre.


 
   
 

 

 

 

„Herr Bertram, Sie haben Theologie in Münster studiert und dort nebenbei für das Campus-Radio "Radio Q" gearbeitet. Welche Vorteile hat die auditive Kommunikation gegenüber den zahlreichen Online-Angeboten, wie Blogs, News-Ticker, Apps...? Und wie könnte moderne Kirche einen Radio-Channel nutzen, um junge, medienverwöhnte Hörer zu erreichen?“

Das Radio hat in der Regel einen Vorteil: Das Programm ist immer und überall erreichbar. Mit einem Radio, was nicht mal teuer sein muss, ist man mit dem Empfang mobil und flexibel. Außerdem braucht man dafür in der Regel keinen exklusiven Vertrag oder einen permanenten Stromanschluss, wie das beim Internet häufig der Fall ist. Mit dem mobilen Internet verändert sich die Situation zwar, aber auch das Radio profitiert von dieser Umstellung: durch die Möglichkeit, Sendungen zu streamen oder auch nachzuhören verändert sich zum einen die Reichweite des Radios beträchtlich und zum anderen werden Sendungen oder Beiträge nicht mehr verpasst. Klar, die Existenzfrage stellen wir uns beim Radio auch ab und zu - für wen wir das eigentlich machen, angesichts der unglaublichen Medien- aber auch Angebotsvielfalt. Viele der heutigen Online-Angebote sind allerdings visuell geprägt und können damit überflogen oder absatzweise gelesen werden, das ist ein schneller, teilweise auch flüchtiger Prozess. Radio und auditive Medien funktionieren über das Hören, für das eine höhere Aufmerksamkeit benötigt oder das - wie im Falle von Musik - zu einer Nebentätigkeit wird. Dabei stellt sich auch die Frage, wann und wie das Radio heute gebraucht wird: Die Mediennutzungsgewohnheiten der Hörerinnen und Hörern sind da heutzutage anders als noch vor zwanzig Jahren, aber dafür haben sich im Hörfunk zahlreiche Nischen gebildet, für die das Radio noch immer unterschiedliche Zielgruppen hat. Wir setzen beim Hochschulradio zum einen auf "Service-Elemente", wie Campusnachrichten, Sendungen zur Hochschulpolitik oder den studentischen Alltag, zum anderen ist bei uns der Bereich der Musik sehr wichtig: Da kommen Musiker ins Studio oder Redakteure berichten über Festivals und natürlich ist da noch die ganze Musik, die zwischendurch gespielt wird. Manche Sender achten dabei auf eine Quotenregelung, wir wollen die Studierenden dabei mit ins Boot holen und haben öffentliche Redaktionssitzungen, in denen über neue Musik abgestimmt wird. Das ist auch ein weiterer Punkt: viele Online-Angebote besitzen die Möglichkeit zur Interaktion und sind dadurch interessant. Wenn die Kirche in diesem Bereich punkten möchte, wäre zu überlegen, wie man Hörerinnen und Hörer aktiv ins Kommunikationsgeschehen mit einbinden kann. Außerdem werden Online-Angebote häufig aktiv gesucht oder bekommen ihre Nutzer über Empfehlungsmarketing. Solange es also keine interessierte Zielgruppe gibt, werden es auch neue Sendungsstrategien schwer haben, jemanden zu erreichen. Daher sollte sich eine moderne Kirche die Frage stellen, was eigentlich kommuniziert werden möchte, welche Zielgruppe(n) sie erreichen wollen und welche "Service-Elemente" für diese interessant sein könnte. Denn inhaltlich steht die Kirche auch im Radio vor dem gleichen Problem: wenn junge Leute nicht zur Messe kommen, weil sie mit der Tradition nichts mehr anzufangen wissen, ist es unwahrscheinlich, dass sie für eine Radiopredigt einschalten werden.

 

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