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Text: Matthias Bode  

Matthias Bode, Jahrgang 1960, ist stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit des Bistums Hildesheim und Prokurist der Bernward Mediengesellschaft mbH, außerdem Redaktions- und Verlagsleiter der KirchenZeitung. Zielgruppendiskussionen und Fragen der kirchlichen Kommunikation beschäftigten ihn seit mehreren Jahrzehnten.


 
   

Jes

 

 

 

 

„Herr Bode, Sie haben das katholische Magazin "Jes" auf den Markt gebracht. Muss die Kommunikation über Glaubensthemen heute im Hochglanzdruck erfolgen?"“

Ganz sicher nicht! Viel wichtiger als die Wahl der Papiersorte scheint mir, dass kirchliche Kommunikation die Lebenswelt der Menschen im Blick hat. Leider ist dies nach meinem Eindruck häufig nicht der Fall. Viele Print-Formate aus dem kirchlichen Bereich, aber auch zahlreiche Verkündigungssendungen in Hörfunk und Fernsehen sprechen nur eine ganz bestimmte Klientel an, nämlich Konservative und Traditionsverwurzelte – genau jene Gruppen, aus denen sich auch die meisten Kirchgänger und die meisten ehrenamtlich aktiven Katholiken rekrutieren. Gucken Sie sich nur unsere Pfarrbriefe an! Sie werden oft mit viel Liebe und mit großem Engagement gemacht. Aber sie berücksichtigen meist nicht, wer sie eigentlich lesen soll. Oft wird im Wir-Stil über ganz innergemeindliche Dinge geschrieben, und das Layout entspricht nicht dem, was anderswo heute Standard ist. Der Absender steht im Mittelpunkt, nicht der potenzielle Leser. Hier werden Chancen vertan.

Das Magazin „Jes“, wird seit April 2012 in Braunschweig monatlich per Post an alle katholischen Haushalte kostenlos zugestellt.  Die Finanzierung erfolgt über Projektmittel des Bistums Hildesheim. „Jes“ ist der Versuch, auf jene zuzugehen, die gar nicht oder nur selten den Weg in die Kirche finden und auch sonst nicht in ihren Gemeinden aktiv sind. Bewusst wurde dafür ein Print-Medium gewählt. Ohne Zweifel braucht die Kirche auch im Internet und im Bereich social media zeitgemäße Auftritte, aber diese müssen vom User selbst aufgesucht werden. Print dagegen kommt ins Haus.

Wir haben uns bei der Konzeption von „Jes“ zunächst intensiv mit den (alten) Sinus-Milieus beschäftigt und dabei besonders jene Milieus in den Blick genommen, die zwar noch wesentliche Anknüpfungspunkte zu religiösen Fragen haben, der Kirche aber in weiten Teilen kritisch distanziert bis gleichgültig gegenüberstehen. Drei Gruppen erschienen uns nach einer ersten Sichtung besonders wichtig: die bürgerliche Mitte, die Etablierten und die Postmateriellen.

Deren ästhetischen Erwartungen und ihre Interessen haben wir besonders beleuchtet. Welche Ansprache erwarten diese Menschen, was sind ihre Sorgen und Nöte, aber auch ihre Freuden? Welche Zeitungen und Zeitschriften lesen sie, welchen Hobbys gehen sie nach und vor allem – was denken und wissen sie über Kirche und Religion und was erwarten sie in puncto Spiritualität und Seelsorge?

Vor diesem Hintergrund haben wir „Jes“ gestaltet als ein Magazin mit offenem Layout, großen Fotos, verständlicher Sprache, vielen Informationen, aber vor allem mit vielen guten und häufig bewegenden Geschichten. „Jes“ will Menschen einladen, es will zeigen, dass die Kirche anders ist, als sie oft in der Öffentlichkeit präsentiert wird. Häufig stehen existenzielle Fragen im Mittelpunkt der Texte. Darüber hinaus werden die Bereiche beleuchtet, die für viele Menschen Anknüpfungspunkte an Kirche sind: Soziale Angebote und Ehrenamt, Kultur und Medien. Auch eine Art Ausflugstipp findet sich in jeder Ausgabe, ebenso die Rubrik „Leib und Seele“, die unter anderem Klosterprodukte und Kulinarisches beleuchtet. Innerkirchliche Diskussionen zu Themen wie Zölibat, Frauenpriestertum, Wiederverheiratete Geschiedene usw. spielen so gut wie keine Rolle.

Dass die Mischung stimmt, belegen zwei Umfragen, die das Meinungsforschungsinstitut xit aus Nürnberg für das Magazin gemacht hat. Aufmachung, Themenwahl und Verständlichkeit erhalten Bestnoten. Das führt dazu, dass „Jes“-Artikel zum Gesprächsthema in der Familie werden. Fast die Hälfte der Leser sagen,  dass sie in der Familie bereits über Themen aus dem Heft gesprochen haben.

85 Prozent der Befragten erklären, sie hätten sich darüber gefreut, dass die Kirche auf diesem Weg Kontakt zu ihnen aufnimmt, 80 Prozent sagen nach der Lieferung von nur sieben Ausgaben, sie würden das Heft vermissen, wenn es künftig nicht mehr im Haushalt wäre. Besonders erfreulich: Das Ziel, vor allem „Fernstehende“ mit „Jes“ anzusprechen, wird erreicht. 55 Prozent geben an, nie oder nur selten in die Kirche zu gehen, 58 Prozent erklären, sie hätten praktisch keinen Kontakt zum Pfarrer oder zu anderen Hauptamtlichen in der Gemeinde. Neben den Umfrageergebnissen belegen auch zahlreiche Briefe, Mails und persönliche Gespräche, dass „Jes“ sehr gut ankommt und von den Lesern geschätzt wird.

Es muss nicht immer Hochglanz sein – aber „Jes“ belegt, dass die Kirche durch gezielte Kommunikation auch kirchlich Distanzierte erreichen kann. Voraussetzung ist, dass man deren Lebens- und Erfahrungswelt wirklich ernstnimmt. Dazu kann ich nur ermutigen!
Alle Ausgaben zum Nachlesen: www.jes-braunschweig.de

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