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Text: Stefan Aigner
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Stefan Aigner arbeitet seit knapp neun Jahren als Journalist in Regensburg, davon viereinhalb Jahre freischaffend als Herausgeber von www.regensburg-digital.de und berichtet dort über Lokalpolitisches im weitesten Sinn. Seitdem gab es diverse gerichtliche Meinungsverschiedenheiten im Zuge der Berichterstattung: mit dem Rüstungskonzern Diehl Nürnberg (Vergleich), dem Möbelriesen XXXLutz Passau (gewonnen) und der Diözese Regensburg (gewonnen). Themen neben dem Lokalen: deutsche/ europäische Flüchtlingspolitik und -praxis, Rechtsextremismus, Rüstungsindustrie, Arbeitsrecht. Jahrgang 1973. Kindheit und Jugend im (hintersten) Bayerischen Wald. Abitur. Verkäufer, Kneipier, Kurierfahrer und Reisender (Kuba, USA, Osteuropa). Studium in München und Regensburg (AStA, streikender und Flugblätter schreibender Student, M.A. Deutsch Englisch Geschichte). Tangotänzer, Raucher.
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„Herr Aigner, worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben von Bloggern und Journalisten auf Online-Portalen? Welche Tipps würden Sie Kirche und Gemeinden geben, um erfolgreich zu kommunizieren?“
Journalismus, wie ich ihn verstehe, muss abseits von Schönwetter- und Heipsdideipsdi-Berichterstattung, die unbequemen Dinge aufgreifen, Fragen stellen, recherchieren, kommentieren und Position beziehen. Welches Medium dazu verwendet wird – Zeitung, Radio, Fernsehen oder eben ein Online-Portal – spielt keine Rolle.
Allerdings sind die Möglichkeiten im Netz andere: Die Infrastruktur steht schnell und unkompliziert zur Verfügung. Über Kommentarfunktionen oder Social Media wie Twitter, Facebook etc., ist einerseits eine unmittelbare Kommunikation mit den Leserinnen und Lesern möglich. Andererseits wird man relativ rasch auf eventuelle Fehler oder Ungenauigkeiten in der Berichterstattung hingewiesen und kann diese korrigieren. Diese Kritik und diese Hinweise muss man allerdings zulassen. Um Kommunikation erfolgreich zu gestalten, muss man zuallererst überhaupt kommunizieren. Und hier hat speziell die Kirche erheblichen Nachholbedarf.
Gerade der Umgang mit dem Missbrauchsskandal hat in vielen Bistümern zu einem erheblichen Glaubwürdigkeitsproblem geführt. Auf der einen Seite offizielle Verlautbarungen auf den Kirchenportalen, Verteidigungs- und Beschwichtigungsreden. Auf der anderen Seite eine Berichterstattung in den Medien und Schilderungen von Betroffenen, die den kirchlichen Darstellungen zum Teil diametral entgegenstehen. Dazu die Verweigerung jedweder Kommunikation oder Diskussion und das öffentliche Diffamieren von Kritikern durch hochrangige Kirchenvertreter. Das Bistum Regensburg ist dabei nur das schlagendste von einigen Beispielen.
Im Internet-Zeitalter muss sich die Kirche – übrigens ebenso wie manche Journalisten – von der Vorstellung verabschieden, Verkünderin der alleinigen Wahrheit zu sein. Online-Auftritte von Kirchen und Gemeinden dürfen nicht allein dazu dienen, die Gläubigen zu beschwichtigen und Nicht-Gläubige zu missionieren. Kommunikation ist keine Einbahnstraße. Sie bedeutet Austausch, Diskussion und gegebenenfalls auch Streit. Und erfolgreich wäre sie insbesondere dann, wenn auch die Kirche breit wäre, dabei etwas dazu zu lernen.
nach obeN |