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Text: Andrea Mayer-Edoloeyi

 

Andrea Mayer-Edoloeyi ist Social Media Managerin der Katholischen Kirche in Oberösterreich und der Katholischen Aktion Oberösterreich. Sie sucht gerade den passenden Titel für die schon fast fertige pastoraltheologische Diplomarbeit zu kirchlicher Kommunikation von und mit Digital Natives und lässt sich dabei nicht nur von ihrem Job, sondern auch von Social Web Community-Aktivitäten, wie der Organisation eines Webmontags in Linz ablenken. Bevor sie 2002 mit 31 Jahren darauf gekommen ist, dass Theologie das beste Studium ist, hat sie sich in der freien Kulturszene, bei unabhängigen Community-Medien und in der Erwachsenenbildung engagiert. Mehr: about.me/andreame



 
   

 

 

 

„Frau Mayer-Edoloeyi, seit wann ist die Katholische Kirche in Oberösterreich in den Social Media-Kanälen unterwegs und was ist Ihre konkrete Aufgabe als Social Media-Managerin?“

Da frage ich gleich zurück: Wer ist denn die Kirche? Wenn ich Kirche als Volk Gottes verstehe, dann ist es wohl so, dass ChristInnen, seit es die Entwicklung des Internets zum Social Web gibt, über dieses Medium kommuniziert haben. Kirche 2.0 hat längst schon begonnen – schon bevor dieser Trend institutionell überhaupt wahrgenommen wurde.

Institutionell wurde diese Entwicklung erstmals 2008 mit der Einrichtung einer Pilgercommunity www.pilgern.at aufgegriffen. Seit 2009 setzte sich dann die Katholische Aktion Oberösterreich intensiv mit dem Thema auseinander – aus diesen Aktivitäten ist mittlerweile ein Vernetzungsplattform für christliche BloggerInnen aus unser Region www.thematisch.at geworden.

Der Bereich Social Media ist aber mittlerweile schwerpunktmäßig im Kommunikationsbüro angesiedelt, der zentralen Stelle für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit in unserer Diözese. Dort mache ich das, was andere Social Media ManagerInnen auch tun: Ich betreue laufend die offiziellen Social Media Channels der Katholischen Kirche, entwickle größere und kleine Projekte und stehe für allerlei Wünsche und Anfragen via Social Web zur Verfügung. Das tue ich gerne, weil ich selbst sowieso sehr aktiv in diesen Medien bin. Zudem arbeite ich an der gesamten Internetstrategie der Diözese mit. So weit, so wenig ereignisreich – denn das ist mittlerweile vielerorts Standard und es ist selbstverständlich, dass Kirche auch via Social Web erreichbar und ansprechbar ist. Die Katholische Kirche in Oberösterreich war eine der ersten, die darauf auch reagiert hat.

Ich mache aber auch noch viel mehr: Ausgehend von obenstehender kritischer Rückfrage, wer denn Kirche überhaupt ist und vom Wissen, dass Kommunikation im Social Web im Kern persönliche Kommunikation ist – und diese immer nur mit einem beschränkten und überschaubaren Kreis an Menschen möglich ist – verstehe ich die institutionellen Aktivitäten in diesem Bereich primär als Vernetzung, Beratung und Unterstützung. Das, was wirklich wichtig ist, findet auch im Social Web oft dort statt, wo ich es selbst mit dem besten Monitoring gar nicht mehr mitkriege: im zwischenmenschlichen Bereich, dort wo positive Erfahrungsräume mit Religion eröffnet werden.

Eine Freundin, die in einer Werbeagentur gearbeitet hat, hat einmal gemeint: „Du bist sowieso Deine eigene Agentur“ – das stimmt vermutlich auch irgendwie: Diese „interne Mini-Agentur“ verbindet Know-how im Bereich Social Media Marketing mit theologischer Reflexion und stellt sich damit in den Dienst engagierter ChristInnen.

Mit dem Blog Kirche 2.0 www.kirche20.at haben wir seit Herbst 2011 eine Informations- und Vernetzungsplattform.  Ziel ist es, damit und mit einer Reihe an Aktivitäten wie Beratung und Weiterbildung ChristInnen zu unterstützen beim Aktiv-Werden im Social Web und bei der Entwicklung von zeitgemäßen digitalen Kommunikationsprojekten. An mich wenden sich MitarbeiterInnen aus diözesanen Einrichtungen und Pfarren, aber auch fallweise engagierte ChristInnen, die nicht institutionell eingebunden sind. Sobald ich jemand entdecke, der/die aktiv im Web ist, gehe ich auch oft bewusst auf Leute zu und gebe Feedback. Oft reicht es schon, dass ich mal auf den „Like“-Button drücke, um rückzumelden: „Du, das ist super, was du machst. Mehr davon!“ – auch wenn ich das auf Facebook als Person tue, denn meine Aktivitäten als Person sind von meiner beruflichen Aufgabe unmöglich zu trennen.

Heuer hat bereits das dritte Mal das Barcamp Kirche und Social Media in Linz stattgefunden, eine Un-Konferenz, die es Engagierten ermöglicht sich auszutauschen, weiterzubilden und zu vernetzen. Das Veranstaltungsformat Barcamp ist aus der Internetkultur entstanden. Das aufzugreifen ist vermutlich auch beispielhaft für die Herangehensweise hier in Linz: Ja, natürlich haben ChristInnen, haben die Kirche und die Theologie was zu digitalen Kulturen beizutragen. Aber erst mal kommt: Kirche lernt vom Internet. Wir hören zu. Meine Hoffnung ist, dass im wechselseitigen Austausch prozesshaft Potential für kreativ Neues entsteht. Gestern wurde ich gefragt: „Wir wurden gerade auf Twitter vom Papst gesegnet. Gilt die Segnung auch via Retweet?“ - Ich liebe solche Fragen!

 

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