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Text: Markus Bertling  

Markus Bertling, Jahrgang 1983, ist sowohl mit dem Internet als auch in einer sehr aktiven Kirchengemeinde aufgewachsen. Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaft war er in der Beratung einer Hamburger Agentur im Feld Online-Kommunikation tätig. Zur Zeit arbeitet er als Partner Geek beim Webseitenbaukasten Jimdo ‚ und sorgt auch dort dafür, dass Menschen auf dem Weg ins Internet glücklich werden, sind und bleiben!

 
   

 

 

 

Wie kann Kirche die Social-Media-Kanäle für ihre Öffentlichkeitsarbeit nutzen, ausgetretene Kommunikationswege verlassen und sich im Sinne einer missionarischen Kirche auf neue Wege in unbekannten Gelände bewegen?“

Storytelling – mag man Kommunikationsexperten trauen, ist das einer der großten Trends in Sachen Werbung und PR. Neulich sprach ich mit einem Bekannten, der unter der Zielsetzung des "Geschichten entwerfen" eine eigene, gut laufende Agentur betreibt. Der Durst nach guten Geschichten ist noch immer nicht gestillt, spannende Inhalte nach wie vor gefragt. Die (nicht mehr so neuen‚) "Neuen Medien" lassen mittlerweile Arten der Vermittlung zu, von denen Buchautoren und Erzähler vor vielen Jahren nur träumen konnten.

Je mehr ich mich im Laufe des Studiums und mit dem beginnenden Berufsleben ins Internet bewegte, desto mehr fiel mir auf: Geschichten erzählen klappt in diesem Internet erstaunlich gut. In Blogs fand ich faszinierende Erlebnisberichte, Geschichten, Gedanken. Bei Twitter erlebte ich die Geschichten vieler Bekannter, hörte von Schicksalen und "begleitete" Bekannte bei ihren ganz eigenen Abenteuern. Bei Facebook tauschte ich mich mit alten und neuen Bekannten aus und diskutierte verschiedenste Themen. Unternehmen merkten schnell, wie gut dieser Austausch auch für ihre Zwecke nutzbar ist ‚ dabei half ich dann sogar einige Jahre und durfte mich Social Media Projektmanager nennen. Im Rückblick ist es unglaublich, wie schnell sich im Netz unter dem ominösen Schlagwort "Social Media" ein riesiges Potential an Möglichkeiten entwickelte, sich mitzuteilen, andere teilhaben zu lassen.

In der Kirchengemeinde, in der ich aufwuchs und lange Zeit in der Jugendarbeit tätig war, war diese Teilhabe ganz ähnlich. Ob Kolpingsfamilie, Kirchen- und Jugendchor, KAB oder die KFD ‚ jeder hatte Termine und Aktionen im Angebot. Das Zeltlager war für Kinder und Jugendliche das Highlight des Sommers, von dem begeistert berichtet wurde. Vom umtriebigen Pfarrer ganz zu schweigen. Am Sonntag nach der Messe standen viele Gottesdienstbesucher wöchentlich noch ein paar Momente vor der Kirche und tauschten sich aus. Bis heute erzählen sich viele Gemeindemitglieder gegenseitig von spannenden Erlebnissen, die ihnen im Gedächtnis geblieben sind.

Diese beiden Welten waren mir stets bekannt ‚ und ich habe begeistert immer wieder kleine Experimente wahrgenommen, wie christliche Botschaften im Social Media Umfeld ihren Platz finden können. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei die Weihnachtsgeschichte aus Josefs Sicht, die bei Twitter in den kurzen, 140 Zeichen umfassenden Tweets als Reise nach Jerusalem nacherzählt wurde [twitter.com/joseph_von_naza]. Mit viel Witz und sehr sympathisch erzählt tauchte die Weihnachtsgeschichte über die gesamte Adventszeit immer wieder in meiner Twitter-Timeline auf
Der Papst selbst ermutigte die Kirche schon 2010, neue Formen der Kommunikation zu nutzen und sich dort darzustellen. Die Seite www.pope2you.net zeigt die Bemühungen des Vatikans, in Sachen Social Media tätig zu werden. Es muss aber gar nicht immer der große Wurf sein ‚ niemand kann schließlich von einem Pfarrer verlangen, seine Gemeindemitglieder für Facebook, Twitter und Co. zu vernachlässigen. Kleine Schritte sind aber immer und vor allem einfach möglich. Ein eigenes Blog, das Einrichten oder Auffrischen der Kirchenwebsite, eine dort eingestellte Infoübersicht ‚ all das ist mit Hilfe eines webkundigen Gemeindemitglieds (und die gibt es überall) auf schnelle Art und Weise möglich.

Natürlich muss man dabei ein paar Dinge beachten - schließlich hat sicherlich jeder schon vom vielzitierten "Shitstorm" gehört. Wer Meinungen online äußert, wird immer Widerspruch erhalten. Ein wichtiger Tipp daher: Werfen Sie sich nicht ohne Vorbereitung und privates Testen "blind" in ein Social Network. Starten Sie mit einer Website, einem eigenen Weblog. Mit der Website/dem Blog haben Sie im Internet ein zu Hause. Sie sind nicht Untermieter bei Facebook, Twitter oder sonst wo. Was auch bedeutet: Sie haben das Hausrecht. Sie bestimmen, ob und welche Kommentare veröffentlicht werden. Sie bestimmen, welcher Umgangston auf der Seite herrscht. Das ist für den Start stets hilfreich, da Ihnen so der Sprung ins kalte Wasser erspart bleibt.

Hat man diese Basis erst einmal eingerichtet, so gilt: Raus mit den Informationen. Was passiert Spannendes in der Gemeinde? Wie lauten die zentralen Gedanken der Predigt vom letzten Sonntag? Gibt es einen interessanten Aspekt beim heutigen Bibelwort? Habe ich irgendwo eine spannende Geschichte aufgeschnappt, die ich verlinken kann? Eine kleine Situation miterlebt, die mitteilenswert ist? Das muss nicht immer der "große Wurf" sein, das verlangt auch niemand. Eine kleine, gute Geschichte von Zeit zu Zeit genügt schon, um auch online eine gute Bindung zu Menschen herzustellen. Interesse daran ist mit Sicherheit vorhanden. Erzählen Sie einfach genügend Leuten vom neuen Angebot, der Rest wird kommen. Das Material ist da, es muss nur ‚ ja: verkündet werden. Und das sollte doch eigentlich kein Problem sein.

Und übrigens: Die schönste Weihnachtsgeschichte, die ich im letzten Jahr las, fand ich in einem Blog: www.haltungsturnen.de/2011/12/kevin-ist-nicht-allein.html

 

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