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Text: Andreas Hildebrandt  

Andreas Hildebrandt ist aufgewachsen im Baltikum & Vater von vier Kindern im Alter von 7-13 Jahren, hat Theologie an der Freien Theologischen Akademie Gießen und Pädagogik an der Uni Gießen studiert. Seit 1996 ist er Pastor der u.a. von ihm mitgegründeten Freien evangelischen Gemeinde Rheinbach in der Nähe von Bonn. Mehr Information findet man unter http://www.fegrheinbach.de



 
   

 

 

 

„Schon Jesus hat mit seiner Bergpredigt gezeigt, dass man durch ‚Großevents' viele Menschen erreicht. Inwiefern sind Sie durch Ihren Open-Air-Gottesdienst anderen Gemeinden voraus?“

Die Idee zu den Open-Air-Gottesdiensten ist eigentlich aus einer Notsituation entstanden. Vor 15 Jahren ist die Freie evangelische Gemeinde in Rheinbach von 16 hochmotivierten Personen gestartet worden. Ziel war es, die Menschen, die sich den traditionellen Kirchen entfremdet hatten bzw. Menschen, die überhaupt keinen Bezug zur einer Kirche oder dem christlichen Glauben haben, zu erreichen.

In dieser Anfangszeit hat man sich im Medienraum einer öffentlichen Schule getroffen und zu Gottesdiensten eingeladen. Als im Sommer die Schule für derartige Veranstaltungen nicht zur Verfügung gestellt wurde, ist einer der kreativen Köpfe der noch jungen Gemeinde auf die Idee gekommen, in der Sommerzeit drei Mal auf die Freilichtbühne im Freizeitpark auszuweichen. Was zuerst eine Not war, wurde dadurch zu einer "Tugend".

Hier wurde Kirche zum Anfassen, konnte man auch Menschen einladen, die sonst den Schritt nicht über eine Kirchenschwelle wagten und die sich unverbindlich und auch spontan (z.B. durch die Musik angezogen) in einen Gottesdienst setzt. Seit dieser Zeit hat die Freie evangelische Gemeinde zu über 50 Gottesdiensten eingeladen (jedes Jahr dreimal im Sommer), zu denen zuletzt jeweils bis zu 300 Besucher kommen, viele die nicht Mitglieder der Gemeinde sind, sondern die sich durch die Presse, die Handzettel oder persönlich einladen lassen. Der Ablauf der Gottesdienste ist meinst relativ schlicht und ohne (erkennbare und gewohnte) Liturgie: es wird meist wenig gesungen, teilweise werden die (meist modernen) Lieder nur (von guten Musikern, meist von einer Band) vorgetragen, so dass niemand das Gefühl haben muss, "fehl am Platze" zu sein. Oft wird (auf lockere Weise) eine Person interviewt, wie sie zum Glauben gefunden hat. Das ist jedes Mal hochinteressant, da jedes Mal anders. Einmal habe ich sogar einer jungen Frau auf der Bühne Fragen gestellt, die noch gar nicht "angekommen" war, sondern immer noch auf der Suche nach Gott (interessant war für alle, dass sie im nächsten Jahr wieder auf der Bühne stand und sehr fröhlich davon berichtete, wie sie in der Zwischenzeit ein Leben "mit Gott" führt).

Auch setzt die Gemeinde häufig moderne, humorvolle oder auch sehr emotional bewegende kurze Theaterstücke ein, in denen meist eine Fragestellung aufgeworfen wird, auf die dann in der Predigt eine Antwort gegeben wird. Fragen, wie z.B. "Was ist mit dem Leid in der Welt?" oder "Gibt es ein Leben vor dem Tod?" oder "Ich hab da meine Zweifel - Kann man Gott beweisen?" oder "Hauptsache gesund? - oder: Wenn et nit joot is" (rheinländisch: "Wenn es nicht gut ist) oder "Mehr als ein bisschen Frieden" oder "Das Kreuz mit dem Kreuz – eine provozierende Botschaft" u.a.

Die Predigt ist meist ca. 30 Minuten lang – sie möchte nicht nur etwas anreißen, nur Impulse geben, sondern Antworten - aber weil sie meist sehr persönlich, praxisnah, sehr ansprechend und teilweise "unterhaltsam" ist, wird sie nie als "lang" wahrgenommen. Das zeigen auch jedes Mal zahlreiche Reaktionen nach den Gottesdiensten. Manchmal schlüpft der Prediger – wie auch in den Gottesdiensten in diesem Jahr – in die Rolle einer Person, die Jesus begegnet ist, z.B. der Blinde vor Jericho (und dann mit Blindenstock und Sonnenbrille!), und erzählt aus dessen "Sicht", wie die Begegnung mit Jesus sein Leben verändert hat – und das Leben der Menschen heute verändern kann.

Dabei ist es ein "no go", dass ein Skript abgelesen wird! Meist wird sehr frei, wenn nicht sogar ohne Skript und dann in direkter Kommunikation mit dem "Publikum" gepredigt.

Auch wenn sonst liturgische Elemente fehlen, wird meist das (doch immer noch vertraute) Vaterunser gemeinsam gebetet. Nach dem Gottesdienst wird eingeladen zum Gespräch oder auch die Möglichkeit angeboten, für sich beten zu lassen.

Auch stehen Kaffee und Tee oder kalte Getränke für die Besucher bereit. Dabei kann man sich gegenseitig kennenlernen, über das Gehörte reden oder Fragen klären, die aufgeworfen wurden. Meist bleiben Leute sogar bis zu einer Stunde und länger nach dem Gottesdienst noch da.

Die Open-Air-Gottesdienste haben sich als eine ganz starke Möglichkeit erwiesen, Menschen "anders" zu erreichen. Es ist eine von vielen, nicht die Art eines auf moderne Menschen ausgerichteten Gottesdienstes.

Ich wünsche mir noch viele andere kreative Ideen in unseren Kirchen in Deutschland, um Menschen mit Kirche nicht zu langweilen, sondern sie anzuziehen. Die Botschaft muss die alte bleiben – aber die Methoden, diese geniale Botschaft von Gottes unbegreiflicher und bedingungsloser Liebe weiterzugeben, müssen modern, attraktiv und ansprechend sein. Dass dies in der Freien evangelischen Gemeinde teilweise gelungen ist, wird an dem stetigen Wachstum der Gemeinde in den letzten 15 Jahren deutlich.

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