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Text: Dr. Raimund Utsch |
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Dr. Raimund Utsch, Jahrgang 1940, ist seit 1998 Vorsitzender des überkonfessionell arbeitenden ProChrist e.V., der die Veranstaltungen ProChrist und JesusHouse durchführt. Der Verein arbeitet unter dem Motto „Damit Jesus bekannt wird und Gemeinden blühen“ und bietet Hilfestellung, Training und Beratung bei der Durchführung internationaler, regionaler und lokaler Events an, bei denen es um die Verbreitung des christlichen Glaubens geht.
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„Wie schafft man es heutzutage mit christlichen Themen die Aufmerksamkeit - besonders von Jugendlichen - zu gewinnen und auch das Interesse in die Kirche zu festigen?“
Nach unserer Erfahrung bei JesusHouse (www.jesushouse.de) schafft man Aufmerksamkeit für christliche Themen bei Jugendlichen, wenn man einige Regeln beachtet, die uns im modernen Marketing begegnen: Man nehme eine klare Botschaft, verwende eine zielgruppengerechte Verpackung und pflege die Beziehung zum Kunden – schon ist das Konzept klar. Konkret heißt das:
1. Klare Botschaft:
Bei Großevents sollten wir die christlichen Themen nicht verstecken, sondern im Gegenteil ganz offen über den Kern des Evangeliums reden: Jeder Mensch ist ein von Gott geliebtes Kind, diese uneingeschränkte Liebe hat Jesus uns durch seinen Tod am Kreuz gezeigt und Gott ist heute an einer ganz persönlichen Beziehung zu jedem Menschen interessiert. Im Wettstreit um die Aufmerksamkeit – den es zweifellos in unserer Gesellschaft mit ihren zahllosen Wellness- und Freizeitangeboten gibt – muss dieses Alleinstellungsmerkmal betont werden. Es macht deutlich, dass Christen eben anders sind als ein Sportclub, eine Gruppe von Umweltschützern oder ein Brauchtumsverein. Und mit diesem Kern wird auch gleich das Einzigartige unseres Angebots klar: Unsere Botschaft gilt ausnahmslos für jeden Menschen. Das ist gerade bei jungen Leuten ein wichtiger Aspekt. Wenn sie begreifen, dass es bei Gott egal ist, ob sie beispielsweise die ‚angesagte' Kleidung tragen, die ‚richtige' Musik hören oder das aktuelle Smartphone haben, können sie sich auf die wesentlichen Fragen des Lebens konzentrieren.
2. Zielgruppengerechte Verpackung:
Auch in christlichen Gemeinden setzt sich vor dem Hintergrund des oben erwähnten Wettbewerbs um Aufmerksamkeit dieses Wissen immer mehr durch: Gehört und verstanden wird nur, wer die richtige Sprache spricht und die passenden Signale sendet. Deshalb bauen wir in die Veranstaltung JesusHouse Elemente ein, die gezielt junge Leute ansprechen. Einige Beispiele von JesusHouse 2011 in Stuttgart:
• Die Band Gracetown machte moderne Musik, bei der die jungen Gäste begeistert mitgingen.
• Zwei in der Zielgruppe bekannte Gesichter – der Fußballnationalspieler Cacau und der Musiker Samuel Harfst – traten auf und sprachen über ihren Glauben.
• Es gab kleine Action-Einlagen von Trendsportlern: ein Trialbike-Meister und eine Gruppe von Artisten auf dem Spanngurt – der sogenannten Slackline – sorgten für Unterhaltung.
Und selbstverständlich haben wir die geistlichen Inhalte verständlich ‚verpackt': Der Prediger Matthias Clausen hat keine theologischen Vorträge gehalten, sondern die christliche Botschaft für junge Menschen nachvollziehbar und kurzweilig ausgelegt. Als Hochschulevangelist brachte er dazu die besten Voraussetzungen für die Zielgruppe mit. Und der Erfolg der JesusHouse-Abende bestätigt das Konzept: Wir haben an vier Tagen in Stuttgart rund 20.000 junge Leute erreicht, an den 400 übrigen Veranstaltungsorten waren es etwa 140.000. Wie viele uns darüber hinaus im Fernsehen oder am Computer zugeschaut haben, wissen wir nicht.
3. Beziehungspflege:
Jedes christliche Event muss fest im Lokalen verankert sein. Wenn ich Glaube nur in riesigen Hallen mit tausenden anderen Menschen erlebe, zu Hause aber mit niemanden die Erfahrung teile, hat das Event keine Konsequenz im täglichen Leben. Wir brauchen also Menschen, die vor und nach dem Event Beziehungen pflegen. Daher setzen wir bei JesusHouse auf die Kombination von zentraler und dezentraler Veranstaltung: An einem zentralen Veranstaltungsort wird ein großes Event gefeiert. Dieses wird per Satellit an andere Orte übertragen. Am Veranstaltungs- und an den Übertragungsorten beteiligen sich die Jugendlichen aus den örtlichen Gemeinden an Vorbereitung und Durchführung: Sie machen auf die Veranstaltung aufmerksam, laden die Gäste ein, sind ihnen gute Gastgeber und haben nach dem Event weiterführende Angebote. Wir empfehlen etwa Glaubensgrundkurse, in denen die ‚Neukunden' sich intensiv mit dem beim Event gehörten auseinandersetzen können. So wird das Großereignis zum Teil eines missionarischen Lebensstils des Einzelnen. Denn letztlich veranlasst der einzelne Christ durch sein Verhalten die Menschen, mit denen er in Beziehung steht, zu der Frage: "Du bist so anders, als die meisten anderen Menschen, die mir begegnen. Hängt das mit Deinem Christsein zusammen?" Aus dieser Frage heraus folgt dann der Entschluss des Fragenden, sich das Event einmal anzusehen.
Und dann kann sich der Kreis schließen: Wenn ich dort begreife, dass Gottes Liebe mir persönlich gilt, werde ich (nicht von jetzt auf gleich, sondern in einem lebenslangen Prozess) von dieser Liebe verändert und diese Veränderung wird für andere wahrnehmbar. – Das ist das Teil in dem Puzzle, das wir nicht selbst machen können und das in keinem Marketinglexikon steht. Das gibt es nur geschenkt.
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