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  Startseite Ausgabe 11 | 1.0/2.0 – Welche Chancen bietet Web 2.0 und wie sollte Kirche sie nutzen?
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Text: Pfarrer Dietmar Heeg  

Pfarrer Dietmar Heeg ist Beauftragter für die RTL-Gruppe und die ProSiebenSAT.1 Media AG. Seit 1995 arbeitet er im Bereich Kirche und private Medien am Bistum in Mainz. Jeden Dienstag kommentiert er im Sat.1-Frühstücksfernsehen den Beitrag "Gewissensfrage".



 
   

 

 

 

"Herr Heeg, Sie sind Beauftragter der katholischen Kirche bei RTL und ProSiebenSAT.1. Wie empfinden Sie den momentanen Auftritt christlicher Websites und die Bemühungen der Kirche im Web 2.0? Inwiefern trägt Ihre Arbeit zu einer gelungenen Kommunikation zwischen der Kirche und Internetnutzern bei und wo ist noch Verbesserungsbedarf"

Kirche.tv – Gott ist auch im Internet

"Auch in der digitalen Welt soll bekannt werden, dass die Zuwendung Gottes zu uns in Christus nicht eine Sache der Vergangenheit ist und auch keine gelehrte Theorie, sondern eine ganz und gar konkrete und aktuelle Wirklichkeit." Papst Benedikt XVI. höchstpersönlich ruft in seiner Botschaft zum Mediensonntag 2010 zur Nutzung der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten auf.

Der Papst sieht eine große Chance zur Verkündigung des Evangeliums durch die neuen Medien und spricht von einer "neuen Epoche der Glaubensverkündigung." Das ist der Kern kirchlicher Medienarbeit: Es geht um die Verkündigung des Evangeliums und um das Erreichen von Menschen für die Sache Jesu.

Damit das gelingt muss Kommunikation stattfinden. Und das auf allen Ebenen, die die digitale Technik bietet. Zwar hat die Kirche noch das Privileg bei den großen Fernsehanstalten – öffentlich-rechtlich wie privat durch Medienstaatsverträge gesichert – mit Kirchenprogramm präsent zu sein. Doch das Sehverhalten ändert sich dramatisch. Jugendliche gucken nicht mehr einfach Fernsehen, sondern sie schauen fern im Internet. Die Bewegbildangebote auf Videoplattformen wir youtube, Sevenload oder Clipfish sind gigantisch. Die Fernsehsender halten Mediatheken bereit, wo der Zuschauer das Programm schauen kann, wann und wo er will. Dazu kommen soziale Netzwerke, wie Facebook.

Der klassische TV-Bildschirm hat auf Dauer ausgedient. Der Multimedia-Bildschirm nimmt seinen Platz ein, ob groß und superflach im Wohnzimmer oder mobil auf dem iPad. Standen früher die Kirchen auf den Marktplätzen von Städten und Dörfern, so muss die Kirche ihren Stand heute auf diesem Multi-Media-Marktplatz des Internets aufmachen. Neben den Webangeboten wie www.katholisch.de oder dem großen kirchlichen Videoportal www.kirche.tv samt Mediathek mit den meisten Verkündigungsprogrammen, muß die Kirche auch auf den säkularen Plattformen präsent sein. Eigenproduktionen für das Internet, wie der Tagessegen (www.tagessegen.de) erreichen täglich über 1000 Zugriffe auf den verschiedenen Videoplattformen. Das ist im Vergleich zu populären säkularen Websites zwar wenig, aber durch die kirchliche Brille gesehen, sind es eben viele Menschen, die wir normalerweise nicht erreichen.

Diese digitalen Chancen gilt es zu nutzen, um Menschen zu erreichen, die schon längst nicht mehr in unsere Kirchen kommen. Ebenso gilt das für die sozialen Netzwerke. Bei der Verkündigung des Evangeliums geht es nicht um das schaffen einer kleinen Herde, die sich auf kircheninternen Plattformen zusammen findet, sondern um die Präsenz des Evangeliums auf Facebook oder anderen Webangeboten. Dort kann und muss sich die Kirche mit ihrer Botschaft dem gesellschaftlichen Diskurs stellen.

Leider gibt es hier viele, die gerne Bedenkenträger sind und immer wieder auf die Gefahren hinweisen, die darin stecken. Sicher dürfen gewisse Gefahren einer umfassenden digitalen Präsenz nicht weggebügelt werden, aber zunächst stehen doch die Chancen, Menschen mit der Kirche und mit Fragen des Glaubens in Kontakt zu bringen im Vordergrund. Hier findet dann auch die "Zuwendung Gottes" statt, von der Papst Benedikt spricht und "konkrete und aktuelle Wirklichkeit" wird, dass heißt doch: Gott ist auch im Internet!

Der Fernsehzuschauer wird in 10 Jahren sein eigener Programmdirektor sein und sich aus Mediatheken, Videoplattformen und sozialen Netzwerken sein eigenes Programm zusammenstellen, Der Bildschirm, egal auf Smartphone, ipad, Laptop oder im Wohnzimmer wird ein multifunktionales Unterhaltungszentrum sein, auf dem der Nutzer zwischen zwei Spielfilmen, ein Hotel oder Mietauto bucht oder eine Banküberweisung tätigt.

Dazu wird auch das Kirchenprogramm gehören, das neue Formen von bildschirmgerechter Liturgie und Verkündigung finden wird. Die Präsenz in vielen Internetkanälen garantiert der Kirche ein wesentliche Rolle im digitalen und gesellschaftlichen Diskurs.

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