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  Startseite Ausgabe 11 | 1.0/2.0 – Welche Chancen bietet Web 2.0 und wie sollte Kirche sie nutzen?
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Text: Mario Filsinger  
Mario Filsinger, Jahrgang 77, ist seit mehreren Jahren Freiberufler in den Bereichen Kommunikation, Gestaltung und Erwachsenenbildung. Anfang 2011 hat er seine Zulassung als Heilpraktiker mit den Schwerpunkten Burn-Out-Prophylaxe, Beratung und klassische Naturheilverfahren erhalten.
 
   

 

 

 

„Herr Filsinger, Sie sind Leiter eines Grafikbüros und stellen christlichen Einrichtungen Lösungsansätze für eine bessere und moderne Kommunikation. Wie stellen Sie sich die perfekte Interaktion zwischen Kirche sowie Kirchenmitgliedern oder Glaubensinteressierten im Zeitalter von Web 2.0 vor?“

Meine Erfahrung ist es sowohl privat als auch professionell, dass die Kommunikation mit »der Kirche« oftmals eher eine Einbahnstraße ist. Da ich ein Kind meiner Zeit bin freue ich mich immer wieder, wenn mir bspw. Gemeinden die Möglichkeit geben, per Email Fragen zu stellen oder Anliegen anzubringen.

Häufig besteht aufgrund räumlicher Entfernung oder begrenzter Öffnungszeiten keine wirkliche Gelegenheit persönlich vorbeizuschauen und selbst dann erreicht man vielleicht den zuständigen Gesprächspartner nicht. Wenn dann eine Gemeinde eine gut gemachte Webseite mit klar definierten Kontaktpersonen hat ist das immer etwas auf der Habenseite.

Nur leider fängt an dieser Stelle die Einbahnstraße an: kein Anschluss unter dieser Nummer. Letzte Woche war es wieder so weit. Ich absolviere gerade eine kleine Ausbildung zum Kirchenführer und schaue mich momentan nach einer Kirche für die Abschlussprüfung um. Die habe ich in meiner Heimatstadt gefunden, die Gemeinde hat eine prima Webseite, Emailkontakte erwünscht und- keine Antwort.

In dieser Ecke habe ich mehrere Erfahrungen sammeln dürfen. Es ist ärgerlich und unhöflich, wenn man zwar Kontakt anbietet, diesen aber nicht erwidert. Aus welchen Gründen auch immer.

Deshalb biete ich Gemeinden, die kommunikationstechnisch nicht so gut aufgestellt sind, kostenlose Beratungen zum Themenkomplex »Öffentlichkeitsarbeit« an. Alleine schon, um den Entscheidern, die weiß Gott ganz andere Dinge zu tun haben, einmal den professionellen und technischen (Nicht-)aufwand funktionierender Ö-Arbeit zu präsentieren. Diese Angebote verschicke ich via Briefpost. Antwortquote: 0% (null Prozent!).

Web2.0 und was auch immer das im Einzelfall heißen mag spielt auf lokaler Ebene höchstens in der Jugendarbeit eine Rolle und ist dann auch ein Selbstläufer. (Nordwestliche) Gemeinden haben meiner Meinung nach häufig eher Bedarf an basalen Dingen wie strukturierter Kommunikation. Nicht nur im Internet, sondern auch was Gemeindebriefe oder ähnliches betrifft.

Die Zeit, in der ein kopiertes Word-Dokument (welches sich praktischerweise auch als eine Art Webseite speichern lässt) ausgereicht hat, ist lange vorbei und solche häufig schon aus typographischen Gründen unlesbaren Erzeugnisse sind visuell schwere Kost. So erreicht man höchstens die sowieso schon auf Gemeinde abonnierten Menschen und in den aller seltensten Fällen Menschen »außerhalb«.

Die Aufgabe ist, sich den visuellen Gewohnheiten der Empfänger zu stellen und sich auf eine der Kernaufgaben der Kirche zu besinnen: die Sendung. Und die macht zeitgemäß am meisten Sinn und Erfolg. Schaut man ein wenig in die Vergangenheit, dann war die Kirche da auch immer quasi Avantgarde. Nur seit ungefähr zwanzig, dreißig Jahren scheint das Bedürfnis nach Kommunikation in den (nordwestlichen) Gemeinden erlahmt zu sein.

Die Gründe sind mir schleierhaft (s.o.), auf Bistumsebene bspw. funktioniert das alles ziemlich gut. Nur lokal passieren mitunter Dinge, die ich mir nur mit völliger Unterschätzung des Bereichs Kommunikation und dessen Reduzierung auf den »Computer« erklären kann. Dass der »Computer (gemeint ist hier sowieso in den meisten Fällen sicherlich die bekannteste Office-Anwendung)« aber weder gute Ideen hat, noch gestalten kann und eigentlich nur eine Art vielfältiges Werkzeug zur Umsetzung menschlicher Ideen ist, scheint vielen Beteiligten noch eine fremde Wahrheit zu sein.

Gestaltung ist Not und der Weg zu einer funktionierenden, entspannten und bewältigbaren Kommunikation mitunter frustran. Aber er sollte unter professioneller Begleitung gegangen und nicht von vornherein in ehrenamtliche Gremien zum kleinteiligen Aus- & Wegdiskutieren ausgelagert werden. Gestaltung ist ebenso ein lernbarer Beruf wie Sendung eine Berufung ist, die auf Kommunikation angewiesen ist. Höchste Zeit, beides auch wieder regional zusammenzuführen. Und Emails beantworten zu lernen.

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