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  Startseite Ausgabe 11 | 1.0/2.0 – Welche Chancen bietet Web 2.0 und wie sollte Kirche sie nutzen?
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Pastor Christoph Römhild

 

Pastor Christoph Römhild
hat in Berlin, London und Hamburg studiert und war für die Evangelische Kirche in Deutschland tätig. Er ist Gründer der Praxis-Internetplattform "Geistreich".

 
   

 

 

 

„Herr Römhild, Sie sind Gründer der evangelischen Plattform www.geistreich.de und bieten kreative Ideen rund um die Themen christliche Kultur und Gemeinschaft an. Inwiefern sind Sie als Pastor der evangelischen Kirche Vorreiter im Web 2.0 und wie wünschen Sie sich eine zukünftige Kommunikation der Kirche im Netz?“

Was ist zu tun, wenn ein Kirchenkreis ein gemeinsames Tauffest organisieren will? Wo finde ich zündende Ideen für unser Ferienprogramm?

Die Praxis-Plattform der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) geistreich soll Ehren- und Hauptamtlichen in der Kirche dazu dienen, Erfahrungswissen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Ziel ist es, die Schätze kirchlicher Arbeit zu heben und eine Möglichkeit zur Vernetzung für kirchliche Aktive zu bieten.

Das besondere ist der Web 2.0 Ansatz, also die Möglichkeit, sich wie bei Wikipedia oder Facebook selbst aktiv einzubringen.

Die Plattform bietet drei Bereiche für die Darstellung von Erfahrungswissen:

ideenreich – das Forum für Fragen und Ideen. Hier werden gemeinsam Ideen entwickelt, Tipps gegeben und Fragen gestellt.

erfahrungsreich – eine Sammlung von Beispielen guter Praxis. Hier finden sich Erfahrungsberichte von gelungenen kirchlichen Projekten, die von Nutzerinnen und Nutzern selbst eingestellt werden.

wissensreich – das Lexikon kirchlichen Erfahrungswissens. Dies ist das Herzstück der Plattform, eine Art Wikipedia kirchlicher Innovation. Gemeinsam mit anderen können die Nutzerinnen und Nutzer das Erfahrungswissen aus den Gemeinden in abstrakter, nachahmbarer Form sammeln, reflektieren und weiterentwickeln.

Darüber hinaus gibt es Bereiche des Austausches:

profilreich – der Bereich der persönlichen Profilseiten. Hier können Sie sich selbst kurz vorstellen und die Porträts anderer Autorinnen und Autoren ansehen. So wissen Sie immer, wer hinter einem Projekt steht und können Rückfragen stellen. Aber auch projektunabhängig können Sie sich kontaktieren. Sie können andere zu Ihren Kontakten hinzufügen und sich Nachrichten schreiben. Die Projekte und Personen verweisen in der Regel auch auf eine weitere Seite, nämlich die Seite der jeweiligen Institution. Dies kann ein Dienst und Werk sein, eine Kirchengemeinde, ein Kirchenkreis, eine Landeskirche etc.

beziehungsreich – der Bereich der Gruppen. Es gibt Themengruppen, etwa zu Gottesdiensten oder zu Kindergottesdienst, und es gibt Regionalgruppen, die sich auf die Region, etwa einen Sprengel oder eine Landeskirche beziehen. In einer Gruppe kann man gemeinsame Dokumente hinterlegen oder Diskutieren.

Geistreich hat bereits über 2100 angemeldete aktive Nutzerinnen und Nutzer, daneben unzählige Leser. Auch die Landeskirchen in der EKD nutzen inzwischen das Webangebot von geistreich: Eine wachsende Zahl landeskirchlicher Webseiten nutzt die veröffentlichten Projekte aus ihrer Landeskirche als integralen Bestandteil ihres Internetauftrittes. Dabei wird geistreich speziell auf die Projekte der jeweiligen Landeskirche hin abgefragt; so dient geistreich den Landeskirchen als gemeinsamer Wissensspeicher.

Geistreich hat insofern sicherlich eine Vorreiterrolle, als dass es eine Reihe von Alleinstellungsmerkmalen in sich vereint. So ist es zunächst bundesweit wirksam, alle Landeskirchen sind vertreten. Über die Filter werden die Projekte der jeweiligen Landeskirche dennoch als solche sichtbar. Auch die nahtlose Verbindung der Darstellung von Erfahrungswissen und der Möglichkeit von Vernetzung zwischen Aktiven ist ein Alleinstellungsmerkmal. Bedeutsam ist auch, dass geistreich ein breites Spektrum abdeckt: Ehren- und Hauptamtliche, verschiedene Tätigkeitsfelder von Ehrenamtlichen (von Prädikanten bis zur Baugruppe), verschiedene Berufsfelder von Hauptamtlichen (Küsterwesen, Sekretariat, Pfarramt…), verschiedene Ebenen der Kirche (Dienste und Werke, Kirchengemeinden, Kirchenkreise, Sprengel, Landeskirchen, Kompetenz-Zentren, Auslandsgemeinden etc.) und verschiedene Handlungsfelder (Gottesdienst, Kasualien, Energie- und Gebäudemanagement, Fundraising…). Dabei hat geistreich nicht nur die Ausnahmeprojekte, sondern auch Alltagswissen gesammelt. Geistreich ist gemeinsamer Wissensdienst der Landeskirchen und damit ein Service für die Landeskirchen und die Aktiven. Der Web 2.0-Ansatz erlaubt es, dass jede/r selber Berichte anlegen und verfassen kann. Es kann auch gemeinsam an Artikeln und Modellen geschrieben werden. Durch die Förderung als Drittmittelprojekt entstehen der Kirche bisher keine Kosten.

Mit der Zielsetzung von geistreich, neben dem Alltagswissen auch innovative Projekte und Personen darzustellen, zu vernetzen und ins Gespräch zu bringen, verbindet sich auch die weitere Kommunikation der Kirche im Netz in der Zukunft. Hier ist unsere Vision, dass geistreich nicht nur ein mächtiges gemeinsames Werkzeug, sondern auch Ausdruck und Motor eines Mentalitätswandels der Kirche ist. Dazu gehört eine stärkere Durchlässigkeit zwischen den Ebenen der Kirche, zwischen Ehren- und Hauptamtlichen und zwischen den Landeskirchen. Dazu gehört die Bereitschaft, ein Projekt nicht nur durchzuführen, sondern zu dokumentieren, zu reflektieren und anderen auf geistreich bundesweit zur Verfügung zu stellen und so zu teilen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich inspirieren zu lassen und auch einmal etwas nachzuahmen. Das Einzelkämpfertum soll mehr und mehr zu fruchtbarer Zusammenarbeit und Mitfreude an dem werden, was andere Gemeinden tun. Es soll nicht immer noch mehr gemacht werden, sondern das Wesentliche. Es soll eine Fehlerfreundlichkeit geben, die es erlaubt, gemeinsam über das Nicht-Erreichte zu lachen. Die Neuen Medien sollen dazu dienen, Ehren- und Hauptamtliche zu entlasten und ihnen wieder mehr geistliche Konzentration zu ermöglichen. Das spiegelt auch der Name "geistreich" wider; die Plattform ist zu Pfingsten gestartet und es soll sichtbar werden, wie der Heilige Geist in der Kirche wirkt und mit welchen Gaben und Ideen er uns gesegnet hat. Nicht die Plattform selbst ist geistreich, sondern das, was von allen auf ihr getan und diskutiert wird.

Geistreich ist das Praxisprodukt, das dem Forschungsprojekt PATONGO entspringt. In PATONGO werden Rahmenbedingungen untersucht, die einen erfolgreichen Austausch von Erfahrungswissen anhand von Web 2.0 Technologien ausmachen. So können die neuesten Erkenntnisse des Forschungskonsortiums, bestehend aus der EKD, der FernUniversität in Hagen (Projektleitung: Dr. Till Schümmer) und dem Institut für Wissensmedien in Tübingen (Projektleitung: Dr. Christina Matschke), gleich praktisch in die Gestaltung von geistreich mit einfließen.

Im Konsortium vereinen sich Erfahrungen verschiedenster Richtungen. So bringen die FernUniversität in Hagen und das Institut für Wissensmedien in Tübingen Forschungs- und Entwicklungskompetenzen aus der Didaktik, der Psychologie, der Soziologie und der Informatik in das Projekt mit ein. Die Evangelische Kirche in Deutschland ist sowohl an der Forschung als auch am Einsatz in der Praxis beteiligt. Ihr Anliegen ist es, eine innovative Dienstleistung für die Landeskirchen bereitstellen zu können. Das Projekt ist zu 100% ein Drittmittelprojekt und wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) der Europäischen Union gefördert.

Eine herzliche Einladung, an alle kirchlich Aktiven, sich auf der Plattform geistreich zum gemeinsamen Nutzen zu engagieren.

www.geistreich.de

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