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  Startseite Ausgabe 06 | offen - heimlich – Wie kommuniziert man heute Liebe?
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Text: Sigrun Jäger-Klodwig  
Sigrun Jäger-Klodwig, Jahrgang 1966, ist seit 1989 verheiratet und Mutter von vier Kindern im Alter von 16, 14, 11 und 9 Jahren. Sie lebt und arbeitet in Münster und ist Referentin und Geschäftsführerin beim Familienbund der Katholiken im Bistum Münster.
 
   
 

„Eine Familie wird mit dem Wunsch gegründet, einen Ort der Liebe zu schaffen. Im Alltag geht es dann drunter und drüber. Vor diesem Hintergrund die Frage an Sie: Wie kann man sich immer wieder einmal zeigen, dass man sich liebt? Wie kommuniziert man Liebe in der Familie?“

„Liebe und tu was du willst“ (Augustinus): Diesen Spruch finde ich ziemlich genial. Liebe äußert sich in konkreten Zeichen und die kleinsten Zeichen können Liebe ausdrücken. Das hilft mir, gerade auch im Drunter und Drüber des Alltags meinen Kindern zu zeigen, dass ich sie liebe. Kuscheln und Schmusen, so wie im „Kleinkindalter“ sind dabei nicht mehr angesagt. Ab und zu äußert sich noch unsere jüngste Tochter: „Mama, ich habe dich so lieb“. Gewissermaßen unverfänglich für die älteren Kinder ist es in ihren SMSen, da steht dann schon mal „Küsschen“  oder Ähnliches.

Die Kinder drücken ihre Liebe im Moment konkret durch einen Überraschungsadventskalender aus: jeden Morgen denken sie sich etwas Nettes für uns Eltern oder die ganze Familie aus. (Heute wollen sie Brötchen fürs Abendessen kaufen.) Mein Mann und ich nehmen Anteil an den Aktivitäten der Kids, zeigen ihnen, dass wir uns für ihr Leben, ihre Hobbies, ihre Musik, ihre Freunde interessieren und ihre Sorgen teilen.

Bei unserem fast fünfzehnjährigen Sohn (das ist ja das Alter, in dem die Eltern schwierig werden) ist das nicht immer einfach. Vor einigen Wochen gab es etwas Stress, dann kam er abends auch noch an und fragte, ob er „Bauer sucht Frau“ im Fernsehen gucken darf. Er hat sicherlich mit einem Nein von mir gerechnet, und es lag mir auch schon auf der Zunge – und dann kam mir in den Sinn, dass dieser Moment eine Gelegenheit sein könnte, Zeit allein mit ihm zu verbringen und mehr davon zu erfahren, was ihn so „interessiert“. Also habe ich „Ja“ gesagt, mich mit ihm gemeinsam vor den Fernseher gesetzt und gedacht, dass so aus einer eher sinnfreien Sendung noch ein sinnvoller Augenblick für unsere Beziehung rauskommen kann.

Manchmal fehlt auch die Zeit: Meine Jüngste Tochter beschwerte sich in der letzten Woche, als ich ihr sagte, dass ich am Nachmittag, wenn sie aus der Schule käme, noch nicht zu Hause sein könnte. „Nie bist du da!“. Ich wollte schon mit ihr darüber diskutieren, dass das so nicht stimmt, dass meine Arbeit auch wichtig ist... Stattdessen kam mir eine Idee: „Ich schreibe dir vom Büro aus eine E-Mail, die kannst du dann abrufen, wenn du zu Hause bist und dann komme ich auch bald.“ Sie hat sich gefreut und das hdgdl, das ich unter die Mail geschrieben habe, versteht heutzutage auch eine Neunjährige.

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