„Wie beurteilen Sie die Entwicklung,
dass Kommunikation immer deutlicher vom Bild statt vom Wort bestimmt
wird?“
Die Aufgabe der Fotografie in der Kommunikation
hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Fotos werden in
immer größerem Maße zu einem Vehikel des Imagetransfers.
Und zwar nicht mehr nur in der Popkultur. Kunden wollen nicht mehr
nur ein Foto als Dokument, sie wollen einen „Look“,
möglichst einen eigenen. Agenturen basteln Moodboards, beim
Briefing fallen Worte wie Tonalilty. Es geht nicht mehr nur um den
Inhalt, sondern immer mehr auch um das, was mitschwingt. Das Miterzählte.
Ich begrüße diese Entwicklung,
denn sie kommt dem Wesen der Fotografie nahe. Auch wenn er platt
klingt: Der Satz mit dem Bild und den tausend Worten stimmt. Bilder
transportieren Gefühle und Emotionen deutlicher als Worte.
Ich denke, kirchliche Kommunikation kann und sollte sich dies zu
Nutzen machen.
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Die Fotografie in Deutschland wurde in den
letzten Jahren bestimmt durch eine ausgeprägte Sachlichkeit.
Die Bechers, Ruffs und Struths sind weltweit Bestseller in den Galerien.
Wie ich finde, zu Recht. Die übergroßen, reproähnlichen
Ruff-Portraits zum Beispiel wirken durch ihre extreme Sachlichkeit
und Emotionslosigkeit. Aber natürlich nur in diesem Kunstzusammenhang.
Und nur im Museum.
Werbung und redaktionelle Fotografie haben
diese kühle, distanzierte Haltung leider häufig übernommen,
für chic erklärt und in die Alltagskommunikation übertragen.
Ich denke, kirchliche Kommunikation sollte dort eine andere fotografische
Position einnehmen. Für mich sind hier die zentralen Inhalte,
die mitschwingen und spürbar werden sollten, Menschlichkeit,
Nächstenliebe, Solidarität und Engagement.
Bei meiner Arbeit und besonders bei der für
Hilfsorganisationen möchte ich vor allem eines: solidarisch
über Menschen berichten. Ich möchte die Lebensumstände
der Menschen sehbar und erfahrbar machen. Meiner Meinung nach geht
das nur durch eines: Nähe. Und das meine ich nicht nur im übertragenen
Sinne, sondern auch rein physisch. Ich benutze fast nur ein 35mm
Weitwinkelobjektiv. Dieses Objektiv zwingt mich, nah heranzugehen
und diese Nähe spürt man in den Bildern. Heranzoomen aus
großer Entfernung, auch wenn dies oft der leichtere Weg wäre,
kann dies nicht schaffen.
Die Menschen, die ich fotografiere,
müssen meine Nähe zulassen und ertragen. Das ist sicher
oft nicht leicht. Das braucht Vertrauen und Zeit. Vorsichtiges Aufeinanderzugehen.
Manchmal klappt das nicht: Dann pack ich die Kamera halt wieder
ein.
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