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Text: Sabine Carter
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Sabine Carter,
Diplom-Designerin, arbeitet seit über 15 Jahren als freiberufliche
Grafik-Designerin. Sie lebt seit Ende 2006 mit ihrer Familie
in Australien. |
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„Wie beurteilen Sie die Entwicklung,
dass Kommunikation immer deutlicher vom Bild statt vom Wort bestimmt
wird? Und was heißt das für Ihre tägliche Arbeit
als Designerin?“
Vom gegenseitigen Verstehen beim
miteinander Sprechen
Um es gleich vorwegzunehmen, ich bin ein
visueller Mensch. Text fällt mir schwer. Mein eigenes geschriebenes
Wort könnte mich nie richtig zufrieden stellen (so wird es
mir wahrscheinlich auch mit diesem Statement gehen). Als Grafik-Designerin
arbeite ich mit Bildern und überlasse das Schreiben lieber
den Textern mit der Bitte, sich kurz zu fassen, denn:
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte!
Zumindest behauptete dies u. a. Kurt Tucholsky,
und schrieb: "(...) von der Reklame bis zum politischen Plakat
schlägt das Bild zu, boxt, pfeift, schießt in die Herzen
(...)". Zugegeben, auch Worte können zu Herzen gehen,
müssen aber erst gelesen und verstanden werden, was einer zunehmenden
Zahl von Menschen nachweislich immer schwerer fällt. Jeder
fünfte Deutsche hat in diesem Jahr noch kein Buch gelesen,
verbringt dafür 13 Stunden die Woche vor dem Fernseher, soweit
die aktuelle Statistik.
Möchte man den Menschen etwas mitteilen,
sollte man dies nicht in ein Buch packen, so scheint es jedenfalls
(es sei denn man heißt Eva Hermann). Das Angebot an visueller
Information wächst, der Konsum von Bildern wird immer schneller
und hastiger. Da wird es für mich als Gestalterin immer schwieriger
die Aufmerksamkeit des Kunden zu erregen, geschweige denn ihn aus
dem Fernsehsessel zu locken.
Was hilft gegen die Bilderflut und die Übersättigung?
Die einen versuchen noch heftiger zu boxen, zu pfeifen und zu schießen
und arbeiten mit allen Tricks, die ihnen die bunte Medienwelt zur
Verfügung stellt. Die anderen kämpfen wie Don Quijote
auf fast verlorenem Posten für ästhetische Qualität
mit dem Anspruch an Sinn und Verstand.
Für diese stellt sich die unvermeidbare
Frage nach der Zielgruppe, denn wer etwas Neues und Niveauvolles
gestalten möchte, läuft oft Gefahr, nur noch einen sehr
begrenzten Personenkreis anzusprechen. So mache ich mich also auf
die Suche nach Kunden, für die weniger mehr ist und versuche
Zielgruppen zu erreichen, die sich noch nicht satt gesehen haben.
Denn obwohl ich Tucholsky recht geben muss, lehne ich zuschlagende
Reklame aus tiefstem Herzen ab und mal ganz ehrlich, wenn mir mal
alles zu viel wird, dann ziehe ich mich am allerliebsten mit einem
guten Buch aufs Sofa zurück - ganz ohne Bilder.
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