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Text: Lic. theol. Patrik
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Lic. theol. Patrik Scherrer
hat in Fribourg/Schweiz katholische Theologie studiert und ist
in München in der Behinderten-seelsorge tätig. In
seiner Freizeit beschreitet er mit seiner Website www.bildimpuls.de
seit Herbst 2003 neue Wege der Glaubens-verkündigung. |
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„Wie beurteilen Sie die Entwicklung,
dass Kommunikation immer deutlicher vom Bild statt vom Wort bestimmt
wird?“
Wir leben in einem Zeitalter, das durch die
einfache Vervielfältigung der Bilder geprägt ist. Ein
Bild ist mit der Digitalkamera schnell aufgenommen. Am Rechner ist
es mit einem Mausklick kopiert oder per Email an Hunderte von Menschen
verteilt. Waren die Bilder früher an ein festes und dauerhaftes
Trägermaterial gebunden, können sie heute durch die digitale
Verarbeitung in unfassbaren Mengen gespeichert und über die
moderne Datentechnik jederzeit und praktisch an jedem Ort der Welt
wieder abgerufen werden. Eine ähnliche Entwicklung ist beim
Film zu beobachten. Immer kürzere Sequenzen multiplizieren
die Bilder und fordern die Wahrnehmung zu Höchstleistungen
heraus.
So äußert sich unsere schnelllebige
Zeit in einer wahren Bilderflut, die meines Erachtens an Dramatik
zunimmt. Denn der Wettbewerb ist globaler geworden. Zunehmend mehr
Anbieter kämpfen mit immer verführerischeren Bildern um
die Aufmerksamkeit von Käufern. Diese sind der Bilderfülle
mehr oder weniger hilflos ausgesetzt, nehmen wir doch über
die Augen um die 80% aller Informationen auf, die größtenteils
ungefiltert durch den Verstand unser Denken und Handeln beeinflussen.
Ein Bruchteil einer Sekunde kann genügen, dass ein Bild wahrgenommen
und „gespeichert“ wie ein „Virus“ versteckt
in uns zu wirken beginnt. So schnell und umfassend lassen sich Botschaften
mit Wörtern nicht übertragen.
Denn Bilder sind komplexe Abbilder von erlebter
Wirklichkeit. Mit ihren Linien, Farben, Formen und Kompositionen
vermittelt jedes von ihnen eine ganz eigene Geschichte. Wie Symbole
mit mehr oder weniger gezielten Anknüpfungspunkten geladen
sind, vermögen die Bilder denjenigen, mit dem sie in Kontakt
kommen, je nach Aufmerksamkeit mehr oder weniger intensiv „anzusprechen“
und ihm ihre umfassende Botschaft mitzuteilen. Damit die Bilder
erfolgreich ankommen, werden von den Werbefachleuten dauernd neue
Bilder erfunden und auf uns losgelassen.
Dieser moderne Bilderstreit tobt glücklicherweise
außerhalb der Kirche. Ich beobachte die Kirche wie eine Insel
in dieser Schlacht um die Gunst der Menschen. Auch wenn hier und
dort in den letzten Jahrzehnten noch ein neues Kirchengebäude
entstanden ist und der Papst eine wachsende Medienpräsenz hat,
verharrt die Kirche im Großen und Ganzen in ihren symbolgeladenen
traditionellen Bildern und Riten.
Dadurch hat sie den kurzlebigen Bildern unserer
Zeit viel voraus. Sie kann sich wie ein Fels in der Brandung verhalten.
Dennoch frage ich mich, ob nicht auch ihr im großen Stil neue
und zeitgemäße Bilder gut tun würden: Bilder, die
aktuelle Werte vermitteln, Orientierung und Anhaltspunkte geben.
Bilder, die in der alltäglichen Flut von Eindrücken mitschwimmen
und auf erfrischende Weise die Botschaft Jesu den Menschen nahe
bringen. Schnell und unkompliziert. Ich wage zu sagen: Der Mensch
braucht am Anfang das Bild. Ein starkes, prägendes Bild. Das
Wort mag dann erklärend und verdeutlichend folgen. Diesen Ansatz
versuche ich auf meiner Website www.bildimpuls.de
mit zeitgenössischen Bild-Impulsen zum christlichen Glauben
zu verwirklichen.
Glauben Sie, dass Bilder Sinn stiften können?
Ja, als Träger einer Botschaft können
Bilder Sinn stiften. Ich glaube aber, dass es nicht die Bilder selber
sind, die Sinn stiften, sondern die ihnen zu Grunde liegende Wirklichkeit,
die der Fotograf oder Künstler als „Ausschnitt“
eines größeren Ganzen festgehalten hat. Je treffender
ihm dies gelungen ist, umso kraftvoller wird diese Momentaufnahme
durch die Zeit transportiert und vermag sie Menschen zu berühren,
anzusprechen und für den Dialog zu öffnen.
Die Wahrnehmung und Erfahrung des Betrachters
spielen dabei eine wesentliche Rolle. Geprägt durch viele innere
und äußere Bilder, entscheidet er auf dieser Grundlage
über den Sinn oder Unsinn eines Bildes. Ja, ich glaube, dass
Bilder wesentlich dazu beitragen können, dem Leben positive
Impulse zu geben und es zu stärken. Denn sie vermögen
vielschichtige Inhalte in einer Offenheit zu vermitteln, die das
codierte Wort so nicht fertig bringt. Die im Gedächtnis eingeprägten
Bilder und ihre Geschichten können zudem über das Erinnerungsvermögen
immer wieder anschaulich abgerufen werden. Dadurch verbinden Bilder
in vielfältiger Weise, fördern sie auf einfache Weise
das Verständnis für die komplexe Wirklichkeit der sichtbaren
und der unsichtbaren Welt, für den Menschen, die Schöpfung
und für Gott in der Zeit und Ewigkeit.
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