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Text: Tom Jacobi,
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Tom Jacobi, Jahrgang
1956, ist seit Oktober 2005 ist Tom Jacobi in Personalunion
stern-Art Director und Chefredakteur der Zeitschrift View.
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„Wie beurteilen Sie die Entwicklung,
dass Kommunikation immer deutlicher vom Bild statt vom Wort bestimmt
wird?“
Ich begrüße es. In einer auch
medialen Überflussgesellschaft besinnen sich zunehmend viele
Leser auf die schnelle und emotionale Informationsaufnahme durch
ein Bild. Das hat bei uns Menschen durchaus Tradition. Die ersten
Versuche sich medial mitzuteilen, die etwa 20.000 Jahre alten Höhlenmalereien
– wenn Sie so wollen, eine Art VIEW der Neandertaler –
es waren Bilder. Die ersten Schriften unserer Urahnen, von den Hieroglyphen
über die Keilschrift bis zu den Runen, es waren Bilderschriften.
Die Kommunikation durch Bilder ist dem Menschen genetisch in die
Wiege gelegt worden. Erst gab es das Bild, dann folgte das geschriebene
Wort.
Zweifelsfrei stiften Bilder auch Sinn. Ob
gemalte oder fotografierte Meisterwerke, sie alle sind wie kein
anderes Kommunikationsmittel in der Lage, unabhängig vom Kulturkreis
sämtliche menschlichen Emotionen zu wecken. Man braucht keine
Sprache, um durch Bilder berührt zu werden. Diktatoren haben
Bilder ausgenutzt und wurden von ihnen gestürzt. Globale Missstände
und Katastrophen setzen sich in unseren Köpfen als Bilder fest,
nicht als geschriebener Text. Bilder können uns Kraft und Zuversicht
geben, sei es das Marienbild in der Kirche oder die Fotografie eines
geliebten Menschen auf dem Schreibtisch. Sinnstiftung fängt
auch schon im kleinen an.
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