» STATEMENTS » Simon Schild
  Startseite labern/verkünden: Die christliche Blogosphäre
  ÜBERSICHT | EDITORIAL | TITELSTORY | INTERVIEW | STATEMENTS | ÜBER DIE AUTOREN
Diese Seite empfehlen Als Druckversion öffnen Als PDF herunterladen
  ZURÜCKBLÄTTERN WEITERBLÄTTERN
     
 
Text: Simon Schild
 

Simon Schild, Jahrgang 1979, leitet den Kirschkamperhof in Krefeld (www.kirschkamperhof.de). Als Sozial- und Kulturpädagoge hatte er die Leitung verschiedener Kinder- und Jugendhäuser (u. a. „die Arche“ München) inne und arbeitet freiberuflich als Referent und Autor sowie als Dozent für Religionspädagogik an der Diakonenausbildungsstätte des Neukirchener Erziehungsvereins in Neukirchen-Vluyn. Mit seiner Frau Tabea und zwei Töchtern lebt er in Krefeld.

 
   
 

 

 

 

„Herr Schild, auf dem Kirschkamperhof predigen Sie eine "Theologie der Begegnung". Was ist darunter zu verstehen und wie erreichen Sie junge Menschen?“

Eine „Theologie der Begegnung“ ist vor allem eine große Chance. In unserem Setting bedeutet sie, dass unsere Gäste auf Christen treffen, mit denen sie ein paar Tage gemeinsam leben. In dieser Zeit, in der man gemeinsam lebt, spielt, lacht, betet, denkt und isst öffnet sich jeder ein Stück, sowohl der ehren- oder hauptamtlich Mitarbeitende wie auch der Gast. Und dann erzählt jeder davon, wie er oder sie in bestimmten Situationen denkt, handelt und entscheidet und warum Jesus in genau dieser Situation zu finden ist. Im besten Falle geschieht dieses Erzählen gar nicht durch Worte, sondern durch das gemeinsame Erleben. Und weil hier so viele Menschen zusammenkommen, erlebt man genauso viele Lebens- und Glaubensentwürfe. Genau das ist es, was Jugendliche erreicht: Die persönliche Ebene des Glaubens. Wir erzählen nicht davon, wie „richtig glauben“ geht. Wer kann schon behaupten, das von sich zu wissen? Wir erzählen, wie sich Glaube in unserem Alltag widerspiegelt. Wie er Entscheidungen und Sichtweisen beeinflusst. Und was Jesus uns bedeutet. Dadurch wird Glauben persönlich, erfahrbar und attraktiv.

„Sie sind leidenschaftlicher Storyteller. Was unterscheidet eine Story-Time von einer „normalen“ Predigt?"

Vor einiger Zeit erzählt ein befreundeter Pfarrer, dass er nur noch Geschichten erzähle und nicht mehr predigen würde. Einmal, so erzählte er, sei nach dem Gottesdienst ein Mann zu ihm gekommen und hätte gesagt,  dass die Geschichte ja ganz nett gewesen sei, aber dass man noch dies und das und jenes hätte sagen können. Daraufhin meinte unser befreundeter Pfarrer: „Wenn Sie das alles aus meiner Geschichte herausgehört haben, dann habe ich ja alles richtig gemacht.“

Auf dem Kirschkamperhof lieben wir Geschichten. Weil sie neue Welten schaffen und unsere Welt verständlich machen. Im Prinzip hat Jesus es genauso gemacht. Er hat Geschichten erzählt und darauf gesetzt, dass sie bei den Zuhörern ihre Kraft entfalten. Dafür muss man den Geschichten allerdings vertrauen. Diese Geschichten zu finden, zu schreiben oder umzuschreiben und dann auch so zu erzählen, dass sie in den Köpfen und Herzen der Zuhörer lebendig werden, ist eine Kunst. Diese Kunstform pflegen wir.

Unsere Geschichten stehen aber nie alleine da. Sie sind immer kontextuell eingebettet, sowohl in angeleitete Zeiten, in denen wir durch Gespräche oder kreative und erlebnispädagogische Aktionen den Kern der Botschaft entdecken und ins Leben der Jugendlichen übertragen, wie auch in die oben beschriebene Theologie der Begegnung. Darin steckt der Wunsch, einen mündigen Glauben zu entwickeln, der viel selber entdecken darf und zwei Dinge weiß: Erstens: Mein Glaube hat einen Wert, so wie er ist. Er ist zwar nie fertig, aber er darf sich weiterentwickeln. Dabei darf ich von anderen lernen, muss aber nicht ihre Antworten nachplappern. Fragen sind schließlich wichtiger als Antworten. Zweitens: Auch wenn wir verschieden sind, gibt es viele Gemeinsamkeiten, weil Gottes Geschichte mit den Menschen nicht nur eine individuelle Geschichte ist, sondern eine kollektive. Wir alle sind eingebunden in seine Familie. Das hilft mir, mich nicht nur um mich selbst zu drehen.

Genau ist der Spagat, den Religion in so vielen Fällen nicht schafft und daher in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals nur die Extreme Fanatismus und sinnentleerte Beliebigkeit kennt: Seinen Glauben stolz zu bekennen und zu wissen, dass das Leben nur mit Jesus seinen Sinn entfaltet. Und dennoch seinen nächsten in Liebe stehen zu lassen und sogar von ihm zu lernen.

 

nach oben

     
  ZURÜCKBLÄTTERN WEITERBLÄTTERN
  ÜBERSICHT | EDITORIAL | TITELSTORY | INTERVIEW | STATEMENTS | ÜBER DIE AUTOREN
Diese Seite empfehlen Als Druckversion öffnen Als PDF herunterladen