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Text: Rasmus Bertram  

Rasmus Bertram, studierte bis Anfang der 90er Jahre Theologie in Greifswald und Lutherstadt Wittenberg sowie Schauspiel in Leipzig. Die Verbreitung der biblischen Wahrheiten auf anschaulich-unterhaltsame Weise und die kritische Auseinandersetzung mit ihnen auf dem Hintergrund unserer heutigen Erfahrungen und Sehnsüchte waren Bertram dabei immer wichtig. So baute er auf seiner ersten Pfarrstelle eines der größten Jugend-Kultur-Zentren in Sachsen-Anhalt, das TheO’door, auf. Hier erfand er im Team 1997 den zeitgenössischen Gottesdienst „gerade samstag“.
2005 wurde er zum Aufbau der Jugend-Kultur-Kirche Sankt Peter nach Frankfurt am Main gerufen. Schwerpunkt seiner Arbeit in dieser Eventkirche wurden multimedial inszenierte Jugendgottesdienste und ein Online-Seelsorge-Portal. Bei der Durchführung von großen Lanpartys und dem Anliegen, mit den versammelten kirchenfernen Zockern Gottesdienst zu feiern, entstanden 2010 die ersten interaktiven Andachten. 2015 gründete Bertram mit seinem sublan-Team das Unternehmen sublan.tv, das er seit 2015 als Projektleiter hauptamtlich führt.

 
   
 

 

 

 

„Herr Bertram, Sie sind Pfarrer und Leiter des Projekts sublan.tv. Was ist eigentlich sublan.tv und wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die neuen Medien, v.a. YouTube, für Kirche und Gemeinden?“

Die Kirche muss im Netz anwesend sein! Das Internet ist DER Ort, an dem sich die Menschen heute informieren und Rat suchen. Die überwiegende Mehrheit der heutigen Bevölkerung besucht täglich Google, Wikipedia oder Youtube. Natürlich können diese Plattformen die Kirche vor Ort nicht ersetzen. Aber sie müssen einen Blick durch die geöffneten Kirchentüren ermöglichen. Nur so werden die meisten Bürgerinnen und Bürger die  Kirchen noch als lohnendes Ziel erkennen können und aufsuchen.

Die neuen Medien bieten jedoch nicht nur die Möglichkeit, sich schnell und umfassend zu informieren. Sie haben auch das Monopol der Presse und Lexika gebrochen. Über das Netz teilen jetzt Millionen in kürzester Zeit ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit. Das rasante Wachsen von Facebook und WhatsApp offenbart das Bedürfnis und die Freude am Teilen der alltäglichen Freuden und Sorgen mit Freundinnen und Bekannten.

In was für einem Kontrast stehen dazu die meisten Sonntagsgottesdienste?

Hier wird die Beteiligung in der Regel auf das gemeinsame Singen und Beten der von der Pfarrerin oder der kleinen Vorbereitungsgruppe festgelegten Lieder und Gebete beschränkt. Die Predigt wird fast ausnahmslos allein durch den Glauben und die Erkenntnisse des Pfarrers bestimmt.

Sublan.tv folgt einer Vision, in der sich die versammelten Gottesdienstbesucher unmittelbar und ganz direkt in den Gottesdienst einbringen und ihn zusammen gestalten. Sub steht dabei als Synonym für Subkultur und lan für Verbindung. Den Anstoß für diese Art, zusammen Gottesdienst zu feiern, erhielt ich bei der Gestaltung von Andachten auf Lanpartys. Zusammen mit Christen aus der Evangelischen Kirche und einiger freier Gemeinden aus dem Rhein Main Gebiet begannen wir die vorhandene Technik zu nutzen, damit aus Gamern und Zuschauern unserer Andachten Teilnehmer wurden. Seit vier Jahren streamen wir auf unserer Plattform sublan.tv unsere Gottesdienste in Echtzeit und laden die Besucher ein, sich über die Tastatur ihres Smartphones, Tablets oder Laptops dann unmittelbar und ganz direkt einzubringen. Wir haben dafür verschiedene Eingabefelder geschaffen, über die sie in Kontakt zu den einzelnen Gottesdienstbereichen treten können. Im Predigtbereich können sie Fragen schreiben, zu denen die Predigerin noch etwas sagen soll. Sie können aber auch ihre Erlebnisse und Erfahrungen zu den gerade angesprochenen Themen mitteilen. Die Schriftform ermöglicht es, dass unser Redaktionsteam die Beiträge inhaltlich sortieren kann, um sie dann an passender Stelle auf den Monitor des Predigers zu senden. Diese Strukturierung verhindert ein Zerreden des Themas. Sie führt dazu, dass nicht nur der Glauben und die Erkenntnisse des Pfarrers in der Predigtzeit hörbar werden, sondern viele und auch unterschiedliche Glaubens und Lebenserfahrungen weiter gegeben werden.  Persönliche Bitten können über ein anderes Textfeld an die Gebetsgruppe gesendet werden, die während des gesamten Gottesdienstes im Altarraum betet. Es gibt sogar die Möglichkeit, sich durch Anklicken eines Buttons mit einer Seelsorgerin verbinden zu lassen und sich mit ihr in einem 1:1 Chat über sehr persönliche Dinge zu schreiben.

Unser sublan.tv-Team entwickelt derzeit Konzepte und Anwendungen, so dass diese Möglichkeiten des Netzes sowohl für die Gottesdienste im Internet als auch für die in der Ortskirche genutzt werden können.
In den letzten vier Jahren haben wir aus Kosten- und Zeitgründen nur halbjährlich im Internet über sublan.tv zu solchen interaktiven Gottesdiensten einladen können. Unser Ziel ist, dass wir wie im Radio und im TV auch im Internet an jedem Sonntag zu einer bestimmten Zeit so einen Gottesdienst feiern. Und dass immer mehr Gemeinden in ihren Kirchen unsere Apps nutzen und ebenfalls interaktiv zusammen ihre Gottesdienste gestalten. Wir kämen Luthers Traum von einem Priestertum aller Gläubigen einen entscheidenden Schritt näher.

Leider konnten sich die verantwortlichen Entscheidungsträger in der Evangelischen Kirche bislang noch nicht zu einer finanziellen Förderung unseres Projektes entschließen. Durch die Unterstützung des Vereins „Andere Zeiten e.V.“ habe ich jedoch Anfang dieses Jahres den Mut gefunden, mich für zunächst drei Jahre zu 50%  von meinem Pfarrdienst beurlauben zu lassen. Die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau sprach mir daraufhin den Auftrag aus, dass ich in der frei gestellten Zeit mit meinem Team an der Verwirklichung unserer Vision arbeite. Es bleibt ein Wagnis. Doch nach den bewegenden Erlebnissen in unseren bisherigen Gottesdiensten können wir jetzt nicht mehr anders.

 

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