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Text: Dirk Tänzler  

Dirk Tänzler, Jahrgang 69, ist seit 2006 Bundesvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Der Sozialpädagoge und Sozialwissenschaftler ist innerhalb des vierköpfigen Vorstandes unter anderem verantwortlich für den Bereich Kirchenpolitik und Jugendpastoral, den Deutschen Katholikentag, Fragen der Entwicklungspolitik und für die Außendarstellung des BDKJ. Vor seiner Wahl in die erste Amtszeit im November 2005 arbeitete er für das Bistum Essen als Diözesanbeauftragter für den Weltjugendtag 2005 in Köln.



 
   

 

 

 

„Wie wichtig sind Events für den BDKJ und welche Events veranstalten Sie aus welchem Grund mit welchem Erfolg?“

Events sind nicht für den BDKJ als Verband wichtig, sondern für jedes einzelne Kind, jeden einzelnen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in unseren Mitgliedsverbänden und Jugendorganisationen. Sie sind es auch, die an Events teilnehmen, sie organisieren, sie insgesamt tragen. Events nur ohne Nachhaltigkeit, das ist vergeudete Energie! Events sollten mit dem Alltag von Kindern und Jugendlichen in Verbindung stehen. Bestenfalls entstehen sie aus ihren Alltagserfahrungen heraus und werden hier vorbereitet, sind quasi Höhepunkte und kommen nicht wie ein fremder Satellit. Dann wirken Events auch nach.

Warum wir das machen? Die Erfahrung von Gemeinschaft und das Erleben von Einheit sind für junge Menschen und für unsere Gesellschaft wichtig. Für uns haben Großveranstaltungen, die nur um des Feierns Willen organisiert werden, wenig Sinn. Und noch einen Grund haben Events bei uns: Da in unserer Gesellschaft der Glaube immer mehr zur Privatsache und somit in der Öffentlichkeit fast unsichtbar wird, fällt es besonders Jugendlichen oft schwer, ihre Glaubenszugehörigkeit offen zu zeigen. Religion kann uncool sein und mich somit zum Außenseiter werden lassen. Events sind bei uns auch Glaubensdemos: Ich demonstriere, dass ich dazu gehöre, treffe Leute, die auch so ticken.

Wenn ein Jugendlicher auf dem Weltjugendtag sagt, er sei hier, weil er sich hier ganz locker mit anderen über Gott und die Welt unterhalten könne und hier sehe, dass es viele coole Leute gebe, die dennoch an Gott glauben, dann zeigt dies, dass der Wunsch nach einem Austausch mit anderen über Glaubensthemen groß ist.

Das Erlebnis großer Menschenmengen, von Menschenmassen wie auf den Weltjugendtagen, ist wichtig für die Gemeinschaftserfahrung. Musik, viele Menschen, große Plätze, gemeinsames Singen und Beten: Events sind nicht nur mit allen Sinnen erfahrbar – sie können regelrecht Glücksgefühle auslösen. Die Jugendlichen sind sich dabei aber der Mechanismen eines Events teilweise sehr bewußt. Sie kennen die gruppendynamischen Effekte, die dort wirken, weil sie vielleicht selbst Gruppenleiterin oder -leiter sind, und nutzen sie teilweise bewußt, um das Event aktiv mitzugestalten. Das Anstimmen von Benedetto-Rufen ist nur ein Beispiel. Man kann hier also schlecht von mangelnder Kritikfähigkeit oder Unmündigkeit junger Menschen sprechen.

Dies alles gilt aber nicht nur für das Massenspektakel Weltjugendtag, sondern auch für die vielen verschiedenen Veranstaltungen, die die Mitgliedsverbände und Jugendorganisatio-nen des BDKJ auf Bundesebene oder in den einzelnen Diözesen organisieren und deren Vorbereitung im Gegensatz zum WJT tatsächlich in den Händen Jugendlicher und junger Erwachsener liegt.

Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) hat zum Beispiel in diesem Sommer wieder zu einem großen Bundestreffen eingeladen. Über 1.000 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland haben vier Tage lang miteinander und mit verschiedenen Prominenten diskutiert, wie Leben auf dem Land in Zukunft möglich sein wird und aussehen soll. Gleichzeitig haben sie miteinander gefeiert, Erfahrungen ausgetauscht und erlebt, wie viel Spaß es machen kann, sich aus dem christlichen Glauben heraus für diese Welt einzusetzen. So etwas motiviert und gibt Kraft.

Vor drei Jahren hatte die Katholische junge Gemeinde (KjG) zur Großveranstaltung nach Würzburg eingeladen. Unter dem Motto "Utopia jetzt" traten 2.500 Teilnehmer dieses Kinder- und Jugendverbandes in die Fußstapfen ihres Patrons Thomas Morus und entwickelten Utopien einer kinder- und jugendgerechten Welt von morgen. Eine Demo in der Innenstadt gehörte ebenso dazu wie ein großer Open-Air-Gottesdienst direkt am Main.

Deutlich kleiner aber mindestens genauso begeisternd war die Jugendwallfahrt "Maryline" der katholischen Jugendverbände im Erzbistum Paderborn. Gut 600 Jugendliche pilgerten dabei aus allen Teilen des Bistums per Rad, Inliner oder zu Fuß an den Wallfahrtsort Werl. Beten, das ungewöhnliche Erlebnis einer Wallfahrt und das Feiern mit Jugendlichen aus anderen Städten und Verbänden kamen hier zusammen.

Aus beinahe jedem Mitgliedsverband und jeder Diözese lassen sich Beispiele erfolgreicher Events mit unterschiedlicher Ausrichtung und Größe aufzählen. Allen gemeinsam ist die Möglichkeit der Gemeinschaftserfahrung, ihre Professionalität und ihre Ästhetik. Insbesondere die letzten beiden Aspekte sind Faktoren, die über Top oder Flop bei einem Event entscheiden. Wer eine Veranstaltung organisiert muss mit ganzem Herzen dabei sein und es professionell tun. Zudem ist die jetzige Generation von Kindern und Jugendlichen eine, die weniger mit Worten, als mit Symbolen kommuniziert. Nur Erfahrungen, die mit allen Sinnen gemacht werden können, werden meist auch als spirituelles Geschehen wahrgenommen. Der Wunsch danach ist vorhanden, nur muss es emotional spürbar sein und gleichzeitig authentisch bleiben. Der Aspekt des "Schönen" sollte nicht als profan abgetan, nicht unterschätzt werden, spielt er doch in der Jugendkultur eine gewichtige Rolle. Letztendlich darf dies alles aber nicht alleine stehen. Ein Event kann noch so gut sein, wenn es nicht von Beginn an darauf angelegt ist, auch nachhaltig zu wirken, verblassen die gemachten Erfahrungen mit der Zeit.

Somit sind Events wichtig für uns, wenn sie eingebettet sind in eine wirksame Jugendpastoral, wenn sie die Kultur der Jugend ansprechen, das "Schöne" einbinden, und wenn sie getragen und erfüllt vom heiligen Geist sind.

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