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Text: Alexander Hahn
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Alexander Hahn
ist geschäftsführender Gesellschafter der Agentur Satelliten Media Design in Hamburg, Markenexperte, Sprach- und Trendforscher und Mitgründer des Online-Portals Slogans.de (www.slogans.de). |
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„Viele Firmen (Edeka, Mini, McDonalds usw.) haben die Logik des‚emphatic marketing’ für sich entdeckt und produzieren Slogans mit dem Wortfeld ‚Liebe’. Warum ist das so und wie viele Liebe-Slogans finden sich unter slogans.de?“
Wir leben heute in einer Zeit der wirtschaftlichen Ungewissheit und
des persönlichen Wertewandels. Langjährige Sicherheiten unseres
Lebens brechen weg, Dogmen werden in Frage gestellt, und auch unsere
Heimat als Fixpunkt verliert durch die zunehmende Globalisierung ihre
Funktion. So fühlen wir uns in unserer Identität mehr und mehr
haltlos und suchen wieder Beständigkeit, Geborgenheit und Vertrauen.
Viele Markenunternehmen haben diese Situation erkannt und verleihen
ihren Produkten durch betont emotionale Slogans eine deutliche
Haltung, die polarisiert und unter die Haut geht. Durch das Wort "Liebe" in all seinen Varianten bieten Marken Orientierung, motivieren und
signalisieren, das man sich mit ganzem Herzen für den Verbraucher einsetzt,
für ihn da ist und ihn als Person wahrnimmt. Ob für Supermärkte: "Wir lieben Lebensmittel" (Edeka), Kreditkarten: "Liebe jeden Tag" (Visa), TV-Sender:"Wir lieben Kino" (Tele 5), Banken: "Leistung aus Leidenschaft" (Deutsche Bank),
Städte: "Munich loves you" (München) oder auch Airlines: "Wir lieben
Fliegen" (Condor) - das Thema Liebe macht vor keiner Branche halt und
lässt auch technische Produkte emotionaler erscheinen: "Wir lieben
Technik. Wir hassen teuer." (Saturn). So nehmen wir Unternehmen und
Produkte nicht mehr nur als Waren und profitorientierte Dienstleister
wahr, sondern ein neuer Glaube an Marken, ihr Qualitätsversprechen
und die Menschen dahinter wird aufgebaut.
Mit der regelmäßigen Erfassung von Werbeslogans in unserer Online-Datenbank "Slogans.de" gehen wir den sprachlichen und thematischen
Trends der Werbung als Spiegel der Gesellschaft auf den Grund. Die
auffälligsten Entwicklungen werden in unserer Studienreihe "Werbetrends"
jährlich statistisch erhoben und fixiert. Über 500 Markenslogans mit dem
Wortfeld "Liebe", "Leidenschaft" oder verwandten Synonymen lassen sich
aktuell in der Datenbank nachweisen, wobei insbesondere eine Häufung
des Wortes in Branchen auffällt, die in der Vergangenheit eher konservativ
und rational auftraten. "Liebe" wird so zum Impulsgeber und Hoffnungsträger
für eine neue Kundennähe und Menschlichkeit in der Wirtschaft.
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